Skopje & Priština – Zwei Balkan-Hauptstädte

Mit dem Hellas Express ging es von Belgrad (zum Blogbeitrag über Sarajevo & Belgrad) nach Skopje. Die Hauptstadt des Landes Nordmazedonien (früher Mazedonien) liegt unweit der serbischen Grenze. Knapp 9 Stunden ging die Fahrt in einem sehr alten Nachtzug. Ich buchte zu meinem Interrail-Pass für 6 Euro ein Bett im Liegewagen. Da der Zug aber bei weitem nicht ausgebucht war, genoss ich eine 6er-Couchette für mich alleine. Lediglich drei Betten des Liegewagens waren auf dieser Fahrt belegt. Die Auslastung hielt sich in Grenzen. Ich wusste, dass es eine kurze Nacht gab, da der Zug laut Fahrplan um halb 5 in der Früh in Skopje ankommen sollte. Die Nacht war laut und aufgrund meiner Grösse dezent eng. Die Betten waren nicht für 2.10m-Hünen konzipiert worden. Die Nacht wurde allerdings mehrmals unterbrochen:

  • 02:30 Grenzkontrolle Serbien
  • 03:20 Grenzkontrolle Nordmazedonien
  • 04:25 Ankunft Skopje

In Skopje angekommen suchte ich erstmals mein Hotel auf. Ich hatte für diese Nacht noch ein Zimmer gebucht, da ich davon ausging, nicht die beste Nacht zu haben. Der freundliche Receptionist sah mir meine Müdigkeit an und beeilte sich, dass ich mich noch ein paar Stunden hinlegen konnte.

Day 1
Nachdem ich einige Stunden Schlaf nachholen konnte, machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof, um meine Tickets nach Priština und Sofia zu kaufen. Von dort aus fuhr ich mit dem kostenlosen! Bus zur Talstation des Berges Vodno. Das Millenium Cross oder auf Deutsch „Kreuz der Jahrtausendwende“ ist ein grosses Kreuz auf dem Gipfel des Berges Vodno, welches mit einer Seilbahn erreichbar ist. Von oben konnte man einen Blick über das Festland von Nordmazedonien, sowie der Stadt Skopje geniessen. Die Fahrt resp. die Aussicht aus der Seilbahn war, ähnlich wie in Sarajevo, atemberaubend. Diesmal entschied ich mich aber dagegen, von oben herunterzulaufen. Das Wetter, sowie Gewitterankündigungen machten ein trockenes Wandern ungewiss. Doch auch dieses Gewitter verzog sich etwas später. Das Spezielle an der Bahn war, dass sie immer 30 Minuten lief und dann 30 Minuten still stand. Unüblich für eine Seilbahn mit Touristenattraktivität. Nachdem ich wieder unten angekommen und mit dem Bus in die Stadt gefahren bin, lief ich zur bekannten Steinbrücke in Skopje. Eine von Skulpturen und Statuen umgebene Brücke. Schönes Ambiente. Von dort ging es weiter dem Fluss entlang zur mazedonisch-orthodoxen Kirche. Von Aussen eine bogengeprägte Schönheit. Von Innen einfach beeindruckend. Kann ich kaum in Worte fassen, da ich durch die vielen besuchten Kirchen & Kathedralen etwas anderes erwartete. Ein Besuch wert. Von dort aus konnte man bereits die Skopje Fortress sehen. Die Skopje-Festung ist eine historische Festung in der Altstadt, von wo man gut über die Stadt und den Fluss Vardar sehen kann. Der Eintritt ist frei, was zu sehen ist, ist aber auch nicht gerade viel. Mauern und eine mässig tolle Aussicht. Gibt Städte, die von oben besser aussehen. Vorbei an diversen Moscheen schlenderte ich durch die Altstadt und schaute mir die einzelnen kleinen Geschäfte an. Der alte Basar war heute leider geschlossen. Diesen werde ich morgen nochmals besuchen. Das wars dann aber auch mit Sightseeing. Überschaubar. Am Abend ging ich für Essen und Shisha (Wasserpfeife) nochmals in die Stadt und liess den Abend gemütlich ausklingen.

Day 2
Am zweiten Tag ging es für mich fürs Mittagessen und einen Besuch vom alten Basar noch einmal in die Innenstadt. Ich versuchte heute, die von einer mazedonischen Freundin empfohlenen Spezialitäten. Pasule und Kebabe standen heute auf der Speisekarte. Am frühen Nachmittag ging ich zurück in mein Hotel, verweilte noch eine Weile, bevor ich dann um 15:00 den Bus Richtung Priština nahm. Heute gings in den Kosovo. Ein gefühltes Stück Schweiz auf meiner Reise 😉 Nein Spass. Eigentlich war ursprünglich geplant, ins etwas entfernte Ohrid in Nordmazedonien zu fahren. Aufgrund des Vorrundenturnier der Champions League im Kosovo entschied ich mich dann für den Fussball. Wer mich kennt, nicht weiter überraschend. Die Fahrt dauerte nicht ganz 2h. Eine gemütliche Überfahrt in den jüngsten Staat Europas. Über holprige Strassen, vorbei an 100 Autowerkstätten und verlassenen Orten. Den Abend genoss ich ruhig im Hostel. Zumindest meine schmutzige Wäsche konnte ich in die Wäscherei bringen, denn ich hatte noch genau eine kurze Hose und ein Tshirt, welches ich zu diesem Zeitpunkt bereits trug. Es war daher mehr als Zeit dafür.

Day 3
Fussball, ja bereits über zwei Wochen läuft die Sommerpause. Wer mich kennt, weiss, dass es in meinem Alltag kaum zwei Wochen ohne Fussball gibt. Heute fanden die zwei Halbfinals der Champione League Preliminary Round statt. Die Meister der vier schlechtesten Verbände Europas standen sich in einem kleinen Turnier gegenüber. Dieses Jahr ist der Kosovo zum ersten Mal Austragungsland und das Stadiumi Fadil Vokrri in Priština Austragungsort. Aber zuerst ging es am Morgen zu einer Stadtbesichtigung. Diese startete bei der Mutter-Teresa-Kathedrale. Eine weitere Kathedrale in meinem Palmares. Es ist eine römisch-katholische Kathedrale und befindet sich sehr zentral in der Innenstadt. Sie ist gross, neu und sehr schön. Weiter gings dann zu einem architektonisch speziellen Gebäude, nämlich die Nationalbibliothek vom Kosovo. Von hier gings zum bekannten Newborn-Sign, welches zum Gedenken an die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien erbaut wurde. Gerade dahinter befindet sich das oben bereits angesprochene Stadion. Ich besuchte das bereits vor den Spielen kurz und lief einmal rundherum. Durch die kleinen Gassen Prištinas lief ich noch einer im Internet gelobten Moschee entgegen. Jedoch ist diese von Aussen eher unspektakulär, wie sich wenig später herausstellte. Danach gings zurück zum Hostel. Ich hatte sogar noch Zeit beim Friseur vorbeizuschauen. Ein kleiner Salon in einer Nebengasse. Ich wurde herzlich empfangen und er machte einen super Job. Haarschnitt & Konturen, sowie Bartpflege für 4 Euro. Absolut Weltklasse. Das versuchte ich ihm auch entsprechend zu übermitteln. Entsprechend freute er sich riesig über mein Trinkgeld. Dann gings zum ersten Spiel SP Tre Penne (San Marino) gegen FC Santa Coloma (Andorra). Das Spiel endete 0:1. Das zweite Spiel um 20:45 war FK Feronikeli (Kosovo) gegen Lincoln Red Imps FC (Gibraltar). Bei diesem Spiel waren mit Abstand mehr Zuschauer im Stadion. Auch verständlich, wenn der kosovarische Vertreter zum ersten Mal in der Geschichte des Fussballs an der Champions-League-Qualifikation teilnimmt. Ein frühes und sehr umjubelndes Tor für die Hausherren in der 3. Minute reichte um das Spiel zu gewinnen. Das Finale der beiden Gewinner wird dann Ende Woche gespielt.

Day 4
Wieder einmal ein Tag zum Relaxen. Lediglich die kurze Reise mit dem Bus zurück nach Skopje kurz nach Mittag. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Herumhängen und Essen. Auch solche Tage braucht man manchmal. Morgen geht es weiter nach Bulgarien, besser gesagt Sofia. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Um 8:30 ging mein Car nach Sofia (zum Blogbeitrag über Sofia). Leider konnte ich hier nicht den Zug nehmen, da der über Umwege über Serbien fährt und ich lieber 4.5h im Car statt mehr als 12h im Zug mit mehrfachem Umsteigen geniesse. Das Busticket kostete mich keine zwanzig Franken. Von Sofia nach Bukarest geht es dann wieder mit dem Zug. Aber soweit bin ich noch nicht.

Fazit
Die Anreise mit dem Nachtzug war spannend aber durch die Grenzkontrollen nicht gerade erholend. Skopje war eine persönliche Enttäuschung und hat sehr wenig zu bieten. Ich hatte mehr erwartet. Viele unfertige Bauten, herumliegender Müll und Baustellen ohne Ende. Nordmazedonien hat in anderen Landesteilen wohl mehr zu bieten. Man hatte in einem Tag das Wichtigste gesehen. Bei Priština hingegen erwartete ich keine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten oder Highlights. Die Stadt kommt mehr durch ihre familiäre Atmosphäre und ihre freundliche Art. Sehr zuvorkommende Art und tolles Essen. Auch hier wird viel gebaut, jedoch ist das in einem eher neuen Staat, der stark wächst völlig nachvollziehbar.

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