Anreise
Liebe Passagiere, wir haben einen kompletten Stromausfall an Bord unseres Flugzeugs. Mit diesen Worten wurden wir wenige Sekunden nach der Landung auf amerikanischem Boden begrüsst. Das bedeutete, dass unser Flugzeug von einem Traktor zum Gate gezogen werden musste. Ich habe ja schon einige Flüge auf dem Buckel, aber das ist mir nun noch nie passiert. Selbst das Flugzeugpersonal war sichtlich irritiert und schaute fragend aus den Fenstern, also ein Novum, nicht nur für mich. Nach einem kurzen Wartaufenthalt auf der Landebahn, ging es aber planmässig weiter. In Gedanken schon bei den unzähligen Fragen des Einreisebeamten, verliessen wir die Maschine und stellten uns in die Reihe. Bereits in Zürich musste ich aufgrund eines „SSSS“ auf der Boardkarte zu einem zweiten Sicherheitscheck beim Gate. Was würde mich mit diesem Status wohl in den Staaten erwarten? Spoiler: Gar nichts. Nach rund 20-25 Minuten verliessen wir den Flughafen in Richtung Mietwagen-Terminal. Keine einzige Frage zu unserer Einreise wurde uns gestellt. Keine Zollkontrolle. Nichts. Ich war sichtlich irritiert, positiv gestimmt aber irritiert. Da hatte ich bei diversen Flügen innerhalb Europa wesentlich mehr Kontrollen. Mir solls recht sein. Die gewonnene Zeit konnten wir gut verwenden, um unseren Mietwagen (Small SUV) entgegenzunehmen. Oder wie man in der Schweiz sagen würde: Ein ganz grosses Auto. Je früher wir New York verlassen würden, desto weniger Verkehr würden wir erwarten. Richtig und doch falsch gedacht. Für die Strecke zum ersten Motel in Stratford hätte man normalerweise 90 Minuten, wir waren jedoch ca. 4h unterwegs. Unter anderem haben wir uns aufgrund einer verpassten Ausfahrt resp. Einfahrt ein paar Zusatzminuten aufgebrummt. Nichtsdestotrotz erreichten wir unser Motel sicher, auch wenn das SUV-Gedränge auf der Autobahn stadtauswärts enorm war. Nach einem kurzen Abstecher an den Fishing Pier am Housatonic River, ging es für das Abendessen in ein kleines Restaurant in der Stadt. Die Kräfte liessen nach, ist man doch bereits schon einige Stunden wach. Gute Nacht.

Der folgende Morgen startete mit einem klassischen Motel-Frühstück. Auswahl okay, Geschmack naja. Während hier Teller, Besteck, Becher, Tassen und jegliche Verpackungen aus Plastik bestehen, werden bei McDonald’s Strohhalme aus Papier und in Europa unabtrennbare Deckel für Plastikflaschen eingeführt. Es führt einem einmal mehr vor Augen, wie klein unser Beitrag zum ganzen Kuchen ist. Nichtsdestotrotz versuchte ich mir zumindest frische Waffeln zuzubereiten, ehe ein amerikanischstämmiger Gast aufstand und mir zeigte, wie eine US-Waffelmaschine funktioniert. Nach all den Kopfschüttel-Momenten ging es dann aber los. Endziel Boston. Zuerst jedoch steuerten wir den Ferry Landing State Park an. Ein kleiner Park mit einem Steg am Connecticut River, wo wir auf einige Fischer trafen. Ehemann und Ehefrau. Familie mit Kindern. Für alle hatte es einen Platz am Steg. Nach einem kurzen Spaziergang ging es zum Mittagessen und weiter zum Wrentham Village Premium Outlet, ein übergrosses Outlet mit unterschiedlichen Marken. Da an dem Weekend der nationale Shopping-Day stattfand, gestaltete sich die Parkfeldsuche auf dem bereits schon übergrossen gefüllten Parkplatz schwierig. Tausende Autos. Auto an Auto. SUV an SUV. Während andere ihre Taschen regelrecht nicht mehr tragen konnten, blieb bei uns Vieles in den Läden. Wir hätten in New York dann ja genug Zeit und Möglichkeiten, einiges einzukaufen, ohne es durch ganz Amerika zu schleppen. Vom einen grossen Parkplatz geht es zum anderen. Um 19:30 Ortszeit, während in der Schweiz bereits alle in ihren Betten lagen, begann das Spiel der Major Soccer League zwischen New England Revolution und den New York Red Bulls. Was vorher bereits klar war, bekräftigte sich bei diesem Stadionerlebnis noch einmal mehr. Ein Kommerz-Event par excellence. Nur durchsichtige Taschen erlaubt (auch keine Bauch- oder Umhängetaschen), ganze Pubs innerhalb des Stadions, Self-Checkout-Läden und horrende Preise. Ein Erlebnis zwischen Liebe und Schmerz. Liebe zum Spiel, Schmerz für alles andere. Der Fussball war mir noch nie so fremd wie da. 90 Minuten trostlose Stimmung und ein Vorsänger der lauter als der „Fanblock“ war. Die Laola-Welle schwingt über meinen Kopf hinweg und mir wurde bewusst, was für ein Privileg ich habe, Teil einer belebten Fankultur zu sein. Ich habe wohlgemerkt nicht viel mehr erwartet. Man sagt ja so schön: „Nichts erwartet und dennoch enttäuscht worden“. Mit diesen Worten fuhren wir nach dem Spiel nach Boston, wo unser Airbnb und ein bequemes Bett auf uns warteten.

Tag 1
Guten Morgen Boston. Die Metropole ist eine der ältesten, wohlhabendsten und kulturell reichsten Städte der USA, wenn man Wikipedia glauben möchte. Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir hatte hier ein Jahr gelebt und uns viele schöne und kulinarisch wertvolle Tipps zu allem Möglichen gegeben. Viele der folgenden Highlights stammen also auch von ihr. Aufgrund der Lage des Airbnb in Cambridge ging es für uns zu Fuss zur Harvard University und dem nebenanliegenden Harvard Bookshop. Leichter Wind und Nieselregen begleiteten uns dabei. Doch mit Kaffee oder heisser Schokolade lässt sich ein Tag auch wetterunabhängig gut starten. Harvard zählt zu den bekanntesten und renommiertesten Universitäten des Landes. Die Gebäude sowie der Campus sind sehr gut gepflegt und öffentlich zugänglich. Ein Spaziergang durch die Gassen Harvards liessen wir uns nicht entgehen. Nach dem kurzen Abstecher in den Buchladen ging es mit der U-Bahn ins Stadtzentrum, wo das Restaurant „Bootleg Special“ unser nächster Halt war. Sie sind vor allem für ihre luftigen Pancakes bekannt, welche wir selbstverständlich kosten mussten. Absolute Geschmacksexplosion. Fluffy Pancakes, Erdbeeren und gesüsster Rahm. Weltklasse. Gesättigt und fröhlich ging es über das Chinatown-Quartier (die gibts einfach schon in jeder Stadt) zur Boston Public Library. Wer mit einer absoluten Buchliebhaberin unterwegs ist, muss damit rechnen, dass Buchläden und Bibliotheken auf dem Tagesplan stehen. Dafür kann ich dann wieder ein paar Fussballspiele rechtfertigen 😉 so gleichen wir uns aus. Oder besser gesagt, wir unterstützen die Leidenschaft des anderen, auch wenn es vielleicht nicht das eigene Ding ist. Eine enorm wichtige Eigenschaft in einer Beziehung. Auf Reisen wie auch im Alltag. Zurück zur Bibliothek von Boston, welche mir übrigens architektonisch ebenfalls zu gefallen wusste. Sehr viel Liebe zum Detail und mit vielen Schmuckstücken aus der Renaissance. Das Wetter wandelte sich so schnell. Aus Nieselregen und grauer Umgebung wurde Sonne und blauer Himmel. Plötzlich aus dem Nichts. Uns freuts. Über die schachbrettförmig gebauten Strassennetze der Stadt ging es zur Charles River Esplanade, welche wie es der Name bereits sagt, am Charles River liegt. Hättest du es auch gewusst? Natürlich, 100 Punkte für dich. Eine kleiner Park für Entspannung mit Sicht auf den nördlichen Teil der Stadt auf der anderen Seite des Flusses. Solche Rückzugsorte sind Gold wert. Während wir Hand in Hand am Ufer entlang gingen, wurde mir klar, dass das eine Stadt wäre, in welcher ich leben könnte. Hast du das nicht auch immer mal wieder? Städte in Ländern, wo du mit deinem Zuhause verbindest oder einfach qualitativ sehr überzeugend sind. So war es bei mir zum Beispiel in Tallinn (Estland) oder eben hier. Zwar eine Grossstadt, aber es kommt nicht so wirklich übermässig gross rüber. Viele Grünflächen mit Sitzmöglichkeiten, Wasser auf allen Seiten und Lebensqualität-Charme. Wenn wir schon bei Grünflächen und Lebensqualität sind, weiter ging es zum Boston Public Garden & Boston Common. Zwei mehr oder weniger zusammenhängende Stadtpärke, welche lediglich von einer Strasse getrennt sind. Ob Flanieren, Buch lesen, joggen oder sonst etwas für die Seele tun. Alles kannst du hier machen. Über die Tage sind wir einige Male durch diese Pärke spaziert und das Positive, was so ein Park hergeben kann, aufgesaugt. Zum Ende des Tages ging es zu Fuss noch zur Faneul Hall Marketplace und zum Quincy Market. Eine grosse Markthalle mit Läden und Essständen. Wenn man bereits einige andere Markthallen in anderen Ländern gesehen hatte, ist das nichts Aussergewöhnliches. Aber ja, kann ja nicht alles ein Highlight sein. Den Abend (inkl. Essen in einem nepalesischem Restaurant um die Ecke) lassen wir in unserem Airbnb gemütlich ausklingen. Die Müdigkeit und das Anpassen an die Zeitzone stecken noch etwas in den Knochen, sind wir doch beide jeden Morgen um 7:30 wach, obwohl noch kein Wecker klingelte.

Tag 2
Es steht noch keine Acht auf der Uhr, als unsere Aufwachphase bereits in vollem Gange ist. Die Müdigkeit am Morgen ist wie verflogen. Sonst bin ich morgens doch immer noch im Halbschlaf und schaffe es selten richtig fit aus dem Bett. Aufstehen, anziehen, Sonnencrème, Zähne putzen und ab zur Metro. Unterwegs noch ein Kaffee und ein Croissant auf die Hand. Das übergrosse Croissant kostet hier übrigens $3.50, nur eines von vielen Produkten, welche hier sauteuer sind. Aber was will man, man lebt ja nur einmal. Geld ist auch da, um ausgegeben zu werden. Ein selbsterlernter Krypto-Finanzberater auf Instagram würde mir hier wohl widersprechen. Im Schweizerdeutschen gibt es das Wort „jänu“ dazu, was so viel wie „was solls“ bedeutet. Mit der Metro ging es ins Stadtzentrum zum Beacon Hill Quartier, in welcher sich auch die sehr bekannte Strasse Acorn Street befindet. Eine gepflasterte Strasse mit einer hängenden Flagge der USA. Während ein älterer an Demenz leidender Herr fragte, von wo wir seien und andere Passanten darüber informierte, von wo wir seien, entschuldigte sich seine Pflegerin für das Anquatschen. Auf die Frage, wie lange er denn schon da wohne, konnte er keine Antwort geben. Mit seinem Gehstock hämmerte er an die Wohnungstür, damit uns seine Frau sagen konnte, wie lange er schon da wohne. Bald 40 Jahre wohnten die zwei bereits in dieser Strasse. Beeindruckend. Mit einem Lächeln auf beiden Seiten verabschiedeten wir uns und widmeten uns den Fotos der speziellen Strasse. Über den Boston Common und mit der U-Bahn ging es weiter zum Gridley Looks Footpath, einem etwas versteckten Wasserschleusenweg, weiter über den Freedom Trail zum Bunker Hill Monument hoch und zum Restaurant Brewer’s Fork. Hier soll es unter anderem eine der besten Pizzas der Stadt geben. Tipp erhalten, Tipp besucht, Tipp bestätigt. Die Pizzas sind wirklich sehr gut. Kann ich nur weiterempfehlen. Nach ausreichender Mittagsverpflegung ging es runter zum Hafen, wo wir mit der Fähre wieder Richtung Stadtzentrum fuhren. Die kleine Fähre startet ab dem Charlestown Navy Yard Ferry Terminal und endet in Long Wharf (South). Mit einer schriftlichen Bestätigung eines 7-Tage-Passes wäre die Fahrt kostenlos gewesen. Wir hatten die Belege natürlich bereits entsorgt und konnten somit nur die Charlie-Card (ÖV-Karte für Boston) vorweisen. Eine kleine Spende an die Fährgemeinschaft. Jänu! Von da aus ging es den Uferfussweg in Richtung Süden. Beim Rowes Wharf hängt normalerweise eine riesige USA-Flagge von der Decke, aufgrund der aktuell auszutragenden Playoff-Finalspiele im Basketball hängt da nun die Flagge mit dem Logo der Boston Celtics. Auch cool, aber die Nationalflagge wäre für Touristenfotos durchaus geeigneter gewesen. Über die Evelyn Moakley Bridge ging es dann in den Süden Bostons, wo wir zur Abwechslung der Sehenswürdigkeiten zum Puttshack gingen. Ein sogenanntes Tech-Minigolf, in welchem dein Ball mit deinem Spielprofil verknüft ist und dank einer Wireless-Technologie immer weiss wer gerade spielt. Mit diversen Sonderregeln und Zusatzpunkten macht es das Spiel sehr lustig und interessant. Eine Runde beinhaltet neun Bahnen und kostet $18 pro Person. Ein happiger Preis für die Vergnügungszeit, die man dafür erhält. Für einmal aber sicher sehr lustig und absolut zu empfehlen, wenn man nach einem Alternativprogramm sucht. Nachdem ich im Gesamtscore gegen meine Freundin gewonnen habe, ging es noch einmal quer durch die Stadt. Über die Newbury Street (belebte Einkaufsmeile mit unzähligen Läden und Restaurants/Cafés) ging es zu einem weiteren Tipp: Hokkaido Ramen, ein japanisches Restaurant mit köstlichen Ramennudeln. Nachdem wir unsere Bestellung abgegeben haben, standen die Leute neben der Eingangstür meterweit Schlange, um ein Platz oder zumindest eine der leckeren Ramengerichte zu erhalten. Gutes Timing und etwas Glück würde ich sagen. Für den Abschluss des Tages stand noch das „View Boston“, eine 360°-Aussichtsplattform auf dem Prudential-Tower an. Eine wahnsinnig schöne Aussicht über die ganze Stadt. Bei Tageslicht, Sonnenuntergang oder im Dunkeln. Jede Phase hatte einen speziellen Stil, die Stadt zu repräsentieren. Ich hätte stundenlang in die Hochhäuserwelt rausschauen können. Es hat irgendwie eine beruhigende Wirkung. So ruhig und so edel. So charmant und so elegant. So beruhigend es auch war, entsprechend laut waren die Strassen, auf welchen wir den Weg nach Hause suchten und mit ca. 20 gelaufenen Kilometern an diesem Tag ziemlich müde ins Bett fielen.

Tag 3
Am dritten Tag ging es mit der U-Bahn eine Station weniger weit, als die letzten Male, damit wir den Weg über die Longfellow Bridge zu Fuss nehmen konnten. Strahlender Sonnenschein und leichter Wind in den Haaren. Es gibt Momente im Leben, in dem alles zusammenpasst. Das war einer. Von da aus ging es durch das Beacon Hill Quartier zum Beacon Hill Books & Café, einem Buchladen, welcher meiner Freundin dringend empfohlen wurde. Während ich den Sportbereich aufsuchte und mich anschliessend in einen der vorhandenen Sessel gesetzt habe, stöberte sie ihre Regale ab, strahlend wie immer. Nachdem auch sie alles gesehen hatte, was sie sehen wollte, liefen wir einmal durch den Boston Common zum nächsten Bücherladen. Der Brattle Book Shop besitzt viele Erstausgaben und Second-Hand-Bücher, ausserdem eine kleine Outdoor-Bibliothek. Anschliessend liefen wir Richtung Fort Point Channel, wo es eine kostenlose Aussichtsterrasse gibt. Bevor wir diese betraten, gab es beim Restaurant James Hook eine der bekannten Lobster-Rolls (Hummer-Sandwich). Satte 27 Dollar kostet eine kleine Variante davon. Preis-Leistung absolut nicht gegeben. Um es einmal zu versuchen ganz okay, rechtfertigt jedoch geschmacklich nicht den hohen Preis. So semi-gesättigt ging es dann zur vorhin erwähnten Plattform. Für den Zugang werden bei der Rezeption des Independence Wharf die Namen notiert, danach erhält man via Lift Zugang zur Terrasse im 14. Stock. Eine interessante Aussicht auf beide Seiten, aber vor allem über den Hafen und die Kanäle. Da es einfach eine zur Verfügung gestellte Terrasse und keine Bar oder Ähnliches ist, kann man das durchaus in den Tagesplan einbinden, auch wenn man nicht so viel Zeit hätte. Warum die kostenlos ist? Niemand weiss, aber anscheinend gibt es in der heutigen Welt doch noch etwas kostenlos. Zu Fuss unterwegs sein ist jedoch immer kostenlos. Okay, vielleicht auf Kosten eines Muskelkaters. Etwa 18 Kilometer spulten wir in Boston im Schnitt täglich ab. Ein Halbmarathon. So ging es am Boston Tea Party Ships & Museum vorbei zum Fanpier Walkway, an die Boston Waterfront und über den Post Office Square mit der U-Bahn zurück zum Airbnb. Am letzten Abend in Boston stand noch ein Baseball-Spiel auf dem Programm. Die Boston Red Sox gegen die zu favorisierenden Philadelphia Phillies. Der Fenyway Park (Baseball-Stadion) gehört zu den geschichtsträchtigsten Stadien des Landes. Um uns das überteuerte Essen im Stadion zu ersparen, steuerten wir vor dem Spiel den letzten erhaltenen Tipp an. Der Tasty Burger soll sehr gut sein und wie es der Zufall will, hatte es unmittelbar beim Stadion ein entsprechendes Restaurant dieser Kette. Verhältnismässig günstige Preise für einen sehr leckeren Burger und knackig frische Pommes. Auch hier, absolut weiterzuempfehlen. Voller Vorfreude auf das Spiel schlenderten wir dann zum Stadion und suchten im ganzen Sektorwirrwarr unsere Plätze. Ein grosses Wasser und ein paar M&Ms durften nicht fehlen, auch wenn bei diesen Preisen eigentlich nichts konsumiert werden sollte. Aber man ist halt am Ende auch nur Kunde und wenn man etwas will, dann bezahlt man je nach Situation eben etwas mehr. Während ein durchschnittliches Baseball-Spiel über drei Stunden andauert, wurden wir mit 2 Stunden und 20 Minuten noch gut bedient. Diese Zeit braucht man als Laie aber auch, um das Spiel zu verstehen. Schritt für Schritt tastete ich mich ran und kann mit Erfolg von mir sprechen, dass ich die wichtigen Regeln nun kenne und verstehe. Das macht Baseball jedoch nicht attraktiver. Es bleibt für mich weiterhin eine träge und langweilige Sportart, in der vielleicht paar Minuten innerhalb unzähligen Stunden etwas Interessantes passiert. Davor, dazwischen und danach ist Werbung, Event-Songs und Essen holen relevanter. Noch nie habe ich gesehen, wie oft während eines Sportevents aufgestanden wurde, um irgendetwas zu machen oder holen. Sehr unruhig, sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Spiel und das Ergebnis eigentlich nur sekundär sind. So kommt es mir zumindest vor. Während im Fussball gesungen und mitgefiebert wird, ist es eher ein zur Kenntnis nehmen, dass Ball X an Ort Y gelandet ist. Solange es kein Homerun ist, ändert sich das bei den Meisten auch nicht. Zusammenfassend war es allerdings spannend, ist am Ende auch ein Teil der US-Kultur. Wer reist, sollte auch in diese Welt und Kultur eintauchen können oder sogar müssen, um ein authentisches Erlebnis geniessen zu können. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Cambridge und am nächsten Morgen raus aus Boston in Richtung Norden.

In rund zwei bis drei Stunden Fahrtzeit ging es über das Städtchen New England und einem kurzen Stopp und Spaziergang zum Clark Lookout zu unserem nächsten Hotel in Lebanon. Zum Blogbeitrag über Quechee State Park und Montréal.