Anreise
Von Tonawanda (Blogbeitrag zu Niagarafälle) ging es das lange Stück zurück nach New York. Entsprechend früh standen wir auf, um nicht all zu spät in New York anzukommen. Google Maps zeigt etwas mehr als 7 Stunden an. Sieben Stunden amerikanische Autobahnen. Viel gibt es von der Fahrt eigentlich nicht zu erzählen. Wir waren absolut im Zeitplan, der Stau vor, um und in New York war zu erwarten. Während der Tempomat und der Abstandsmesser ihre Jobs erledigten, lief im Radio der Spielkommentar von Deutschland gegen die Schweiz. So erreichten wir den JFK Airport New York nach ca. 8.5 Fahrstunden, wo wir unser Mietauto abgaben. 2’500 Kilometer spulten wir in den 16 Tagen ab. Mit der U-Bahn fuhren wir dann zum Heritage Hotel in Manhatten.

Tag 1
Am Morgen des ersten Tages erkundeten wir in erster Linie die Umgebung des Hotels. Angefangen beim Madison Square Park, wo ebenfalls das Flatiron Building dahintersteht. Ein bekanntes ganz schmales Gebäude, welches jedoch bei uns ganz in Baunetze umhüllt war. Also nichts Spezielles. Vor diesem Gebäude steht das New York Portal. Ein rundes Portal mit Screen, wo man in Echtzeit mit der Stadt Dublin kommunizieren kann. Sehr spannend und lustig. Coole Idee. Weiter ging es dann geradeaus zum Washington Square Park. Auffälig ist hier ebenfalls die hohe Obdachlosenquote. Ich habe selten in einer Stadt derarart viele gesehen. Ob Stadtpark, Strasse, U-Bahn oder sonst wo. Es ist traurig zu sehen, wie viele ohne ein Dach über dem Kopf leben müssen. Manchmal vergisst man, wie gut es einem geht. Über das Soho-Quartier ging es durch die Chinatown runter zur Brooklyn Bridge. Zum ersten Mal wurde ich in New York enttäuscht. Die bekannte Brücke und Sujet für etliche Postkarten sieht gar nicht mal so speziell aus. Überfüllt mit Touristen und kein anständiges Foto aufgrund der Drahtseile nach oben. Es ist eine normale Brücke, nicht mehr nicht weniger. Wer hier was Spezielles erwartet, wird merken, dass das leider nicht der Fall ist. Wir liefen durch und hofften auf der anderen Uferseite auf eine bessere Sicht. Vom Dumbo, wie die bekannte Kopfsteinpflasterstrasse heisst, kann man sehr tolle Fotos der Manhatten Bridge machen, welche etwas neben der Brooklyn Bridge verläuft. Auch hier gibt es wieder Touristen en masse. Mein Fotografenherz blutet, aber ja was will man machen. Ich bin ja auch einer dieser, der dann irgendwo im Weg steht. Im Gegensatz zu den Tablet-Chinesen mache ich zumindest gute Fotos, zumindest meiner Meinung nach. Die nächste Stunde verbrachten wir im Park beim Pebble Beach, sowie auf der anderen Seite der Brücke im Brooklyn Bridge Park (origineller Name für den Park direkt bei der Brooklyn). Wir sassen auf einer Parkbank und sahen uns die Schiffe an, die vorbeifuhren, wir studierten das Verhalten der Touristen und genossen es, sich einfach mal hinzusetzen. Über die Brooklyn Heights liefen wir dann ziemlich lange zum Laden „The Ripped Bodice“, ein Buchladen in dem heute ein Buchevent stattfand. Zu Beginn war ich skeptisch, was ich da soll. Aber das könnte meine Freundin im Stadion auch sagen. Wir wissen zwar alle, dass ein Fussballspiel interessanter ist 😉 Die Autorin und ein bekannter Schauspieler, der ihre Grafiken des letzten Buches gezeichnet hatte, diskutierten über das eine Buch, sowie über die Entstehung ihrer Kooperation zusammen. Die Diskussionen waren erstaunlich spannend, auch wenn ich mit dem Buchzeugs nichts am Hut habe. Den Namen der Autorin habe ich natürlich bereits wieder vergessen. Ich könnte ihn nun googlen, aber das wäre nicht die Realität. Das signierte Buch von ihr, welches man mit dem Kauf des Eventtickets übrigens erhalten hatte wird nun auf dem Bookstagram-Account meiner Freundin verlost. So hat zumindest sonst noch jemand anderes eine Freude daran. Auf dem Heimweg gingen wir noch einmal zum oben bereits erwähnten Pebble Beach, um die Brooklyn Bridge und die Skyline bei Nacht zu sehen. Danach ging es aus dem gleichen Grund zum Times Square. Der Times Square soll bei Nacht atemberaubend sein. Das kann ich bestätigen. Ist schon immens, aber auch sehr überfordernd. So viele Menschen, alle wollen in eine andere Richtung. Hunderte leuchtende Werbescreens. Strassenkünstler, Rikschafahrer, etc. Man könnte hier auch Stunden stehen und Leute beobachten. Es würde einem nie langweilig werden. So wie ich hoffe, dass euch mein Blogbeitrag nicht langweilt, auch wenn ich einen Tag zum wiederholten Mal rudimentär beende. Gute Nacht.

Tag 2
Mit einem Kaffee to go aus dem Café neben dem Hotel beginnt der zweite Tag in New York. Bisher hatte ich schon unzählige Namen auf dem Becher. Ob Dominic oder Dominuc, alles schon gehabt. Was steht diesmal drauf? Wie wäre es mal mit dem richtigen Namen? Ab jetzt könnt ihr mich Tom nennen. Wie kann man von Dominik auf Tom kommen. Gefühlt 3x so lang. Zum Glück schmeckt der Kaffee deshalb aber nicht schlechter. Als erstes ging es zum Bryant Park, in dem ebenfalls die New York Library steht. Die Bibliotheken sind Pflichtbesuche in jeder Stadt. Die in New York hat mir jedoch nicht speziell gut gefallen. Nicht alle Räume durften betreten werden. Und allgemein weniger prunkvoll als es andere waren. Der Bryant Park, der nebenan liegt, ist ganz nett, aber am Ende einfach einer von vielen kleinen Parks. Von da aus ging es zum Grand Central Terminal, die für ihre imposante Eingangshalle bekannt ist. Diverse Filme spielten in dieser Halle Teile ihrer Szenen. Während ich verzweifelt den Weg zum Grand Central Market suchte, studierte meine Freundin einen Plan. Ergebnislos. Nach diversen Stockwerkwechseln verliessen wir das Gebäude da wo wir es betraten und liefen um das Gebäude. Gross angeschrieben fanden wir den Central Market doch noch. Eine doch sehr kleine Markthalle für New York. Hätte eigentlich eine sehr grosse Halle oder sogar über mehrere Stockwerke erwartet. So war der Aufenthalt sehr kurz, wir kommen jedoch hierher zurück. Sorry für den Spoiler. Warum, erfährst du weiter unten. Weiter ging es zur St. Patrick’s Cathedral. Eine gigantische gotische Kathedrale aus dem Jahr 1879. Von aussen wie von innen. Kirchen kann man in der Stadt aber immer selten gut fotografieren, weil man gar nicht erst die Distanz aufbauen kann, um sie gut genug fotografieren zu können. Und der Innenteil wirkt auf Fotos immer viel weniger spektakulär als es in Wirklichkeit der Fall ist. Die ganzen Details, die Fenster, die Akustik, die Grösse. Einfach bemerkenswert, was man vor ca. 150 Jahren alles erschaffen konnte. Über den Times Square ging es dann zum Empire State Building, wo wir uns einen Slot für das Observation Deck gebucht hatten. New York bei Nacht sollte mystisch sein. Dahin ist aber noch etwas Nerven brauchen angesagt. Wir kamen frühzeitig, also ca. 10-15 Minuten vor unserer Buchungszeit, um dann pünktlich hoch gehen zu können. Wir zeigten dem Mitarbeiter draussen unsere Tickets inkl. Uhrzeit und er liess uns passieren. Drinnen standen wir mit einigen anderen und warteten, bis irgendwann jemand kam und sagte, wir müssten unten warten. Was ein Witz. Also wieder zurück in den Eingangsbereich nach unten. Da kam einer, wir müssten draussen warten, da gäbe es eine Warteschlange für alle Tickets mit unserer Zeit. Really? Was ein Witz again. Ich, wie auch einige anderen mit dem gleichen Problem beschwerten uns und fragten, was dieser Schei** denn soll. Der draussen lässt dich rein, musst aber dann draussen anstehen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die 50 Meter lange Warteschlange sehe. Ich kochte vor Wut. Wer mich kennt, weiss, wie sehr ich es hasse wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Fluchend und zähneknirschend stellten wir uns ans Ende dieser langen Schlange. Danke für Nichts. Kurz vor Neun wurden die Leute der Reihe nach hineingelassen. Wird nun die aufgedruckte Zeit kontrolliert? NEIN NATÜRLICH NICHT. Was ein Witz again again. Das Ticket wird erst ganz oben zu einem späteren Zeitpunkt kontrolliert. Aber Hauptsache pünktliche Menschen zurückschicken. Meine Uhr zeigt mir „Höherer Ruhebereich“ an, obwohl ich Ruhe in dem Moment nicht kannte. Die Bilder ganz oben sind dann aber brilliant. Diese Lichter- und Fassadenwelt ist einfach unglaublich. Ein absolutes Highlight und kann ich wärmstens empfehlen. Mit einem Zusatzticket könnte man noch einmal 20 Stockwerke höher fahren. Darauf verzichteten wir jedoch, da sich die Aussicht da oben nur bedingt verändert und Aussichtspunkte an der frischen Luft immer besser als irgendwelche Glaswände sind. Mit der Bildschirmschoneraussicht beendeten wir unseren Tag und begaben uns zurück zum Hotel.

Tag 3
Wie die letzten Tage beginnt auch dieser mit einem Kaffee aus dem Café nebenan. Heute war ich der Tommy. Schon lustig, wie ich jeden Tag einen neuen Namen kriege. Mit diesem ging es in einem gemütlichen Spaziergang zum Chelsea Market, im Westen von New York. Heute standen diverse Orte am Ufer des Hudson River an. Darunter eben auch dieser Indoor Market, der uns aber nicht wirklich überzeugte. Gleich um die Ecke war das Pier 57, wo man gut auf Little Island herübersehen konnte. Im Pier 57 hat es ebenfalls eine Food-Hall, wo wir uns entsprechend etwas zu essen holten, bevor wir die Little Island ansteuerten. Die Little Island ist ein kleiner Inselpark in einem Stelzendesign mit Verbindungsbrücken. Ein designtechnisches und fotografisches Meisterwerk. Aufgrund unseres Nachmittagprogramms waren wir etwas unter Zeitdruck. Eigentlich haben wir für New York mehr als genug Zeit, aber manchmal gibt es eben reservierte Fixpunkte, wo man irgendwo sein muss. Vom Ufer des Hudson Rivers ging es dann auf die High Lane, ein kostenloser erbauter Weg auf knapp 10 Metern Höhe. Ein nicht ganz drei Kilometer langes Highlight durch die New Yorker Hochhäuserwelt, auch wenn sich es unzählige Touristen ebenfalls nicht nehmen liessen. Der Walk wäre am Morgen früh sicher sehr idyllisch. Aber auch so schön. The High Lane ist eines meiner Highlights von New York. Zwischen Fauna und Flora, mit Gedanken abschweifend am Geniessen. Solche Orte geben in einer Stadt, wie es New York ist, immer Kraft. Die eintönigen Gebäude links, rechts, vorne und hinten sind auf die Dauer eben nicht das Gleiche wie eine Grünfläche. Am Ende der High Lane sahen wir noch den Vessel, ein architektonisches Wunderwerk, bevor wir mit der U-Bahn zurück ins Zentrum von Manhatten fuhren. Um 14:00 begann im Walter Kerr Theatre das Musical „Hadestown“. Meine Freundin, ein grosser Fan von Musicals, wollte unbedingt ein Musical in New York schauen. Aufgrund diversen Fussballspielen, welche immer am Abend waren, entschieden wir uns, das Musical am Nachmittag zu besuchen. Daher auch der Stress am Mittag. Soweit aber so gut. Nach dem Einlass in den Theatersaal dann aber die Ernüchterung. Die Bestuhlung ist zu eng. Schlimmer als in jedem Fussballstadion oder bei jeder Airline. Ich konnte da nicht sitzen, nicht mal knapp. Meine Knie stossten beim Vordersitz an. Wir informierten die zuständigen Personen, dass das aufgrund der langen Beine nicht geht. Kurzerhand werden Massnahmen eingeleitet und ein Techniker kommt die Treppe hinunter. In der rechten Hand hält er einen Akkuschrauber. Und so schraubt er den ganzen Sessel mal eben schnell ab. Zum Glück hatten wir Sitzplätze am Gang, so, dass ich auf einem Ersatzstuhl mit mehr Beinfreiheit sitzen durfte und doch noch das Musical ohne eine Ersetzung meiner Kniescheiben geniessen durfte. Eine durchaus coole Sache und von den Protagonisten sehr gut gespielt. Den Abend liessen wir bei einem gut bewerteten Italiener ausklingen. Fazit: Essen sehr gut, Lärmpegel sehr hoch. So, dass wir uns gegenseitig kaum verstanden haben.

Tag 4
Gestern Tommy, heute Tom. Der Barista des Nachbarcafés tobte sich weiter kreativ aus, während ich aufgrund des noch nicht erhaltenen Kaffees noch nicht diskutierfreudig war, um ihm zu erklären, dass das nicht mein Name sei. So heisse ich heute halt Tom. Meine Freundin hatte am Vortag erfahren, dass eine ihrer Lieblingsautorinnen heute an einem Creator Event teilnimmt und Autogramme gibt. Komplett hyped und kaum zu bremsen standen wir also am Times Square. Die Warteschlange war noch human, auch wenn der Event erst in einer Stunde losging. Nach dem Warten und unzähligen Videoaufnahmen des Veranstalters, auf dem ein mitgeschleppter grosser Supporterfreund zu sehen ist, ging es dann los. Mit einem breiten Grinsen traf sie nun eines ihrer Idole. Und was gibt es Schöneres, als das Funkeln der Augen der Freundin zu sehen. Vom Times Square ging es dann zum SUMMIT One Vanderbilt, ein Gebäude mit raumhohen, verglasten und teilweise verspiegelten Aussichtsetagen oberhalb der 90. Etage. Spannend gemacht, aber halt auch da mit Touristen überlaufen. Surprise. Wir genossen die künstlerischen Einrichtungen, wie auch die Aussicht vom Aussendeck. Am Mittag kauften wir im danebenliegenden Central Market dann Brot, Käse, Wurst, etc und spazierten zum Central Park, wo wir den ganzen Nachmittag verbrachten. Er sieht auf den Bildern schon immer so gross aus. Vor Ort wird einem aber nochmals bewusst, wie gross dieser eigentlich überhaupt ist. Gemütlich bei angenehmen Temperaturen schlenderten wir durch den Park, sassen auf Parkbänken oder schauten einfach den vorbeilaufenden Menschen zu. Eine Ruheoase für alle.

Am Abend besuchte ich im MetLife Stadium in East Rutherford (New Jersey) noch das Copa América-Spiel zwischen Uruguay und Bolivien. Die Copa América ist das nord-, mittel- und südamerikanische Pendant zur Europameisterschaft in Europa. Während das Stadion voll ausgelastet über 82’000 Zuschauer fassen könnte, wurden für dieses Gruppenspiel knapp 48’000 Karten, mehrheitlich an Uruguayer, verkauft. Der Favorit aus Uruguay gewann am Ende klar und deutlich mit 5:0 und bescherte mir einen stimmungsvollen Abend. Mit dem Zug ging es dann zurück nach Manhattan, wo ich mir um Mitternacht am Bahnhof noch ein Sandwich kaufte, bevor ich unser Hotel müde aber glücklich erreichte.


Tag 5
Einmal mehr ist das Wetter brilliant. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Beste Voraussetzung, um die letzte Aussicht von einem der grossen Hochhäuser zu geniessen. Vom Top of the Rock im Rockefeller Center kann man wunderschön über ganz Manhatten sehen. Wunderschöne Aussicht, für mich die beste der bisher besuchten in New York. Unter anderem, weil man von hier das Empire State Building sieht. Das kann man vom Aussichtspunkt auf eben diesem natürlich nicht sehen. Während ich mich über einen Kran aufregte, der meine fotografische Perfektion zerstörte, wurde nebenan informiert, dass ein Stativ hier oben nicht zulässig sei. So musste er sein Video eben von Hand drehen. Nach dieser tollen Erfahrung liefen wir zum Fährhafen West 39th St., von wo eine Fähre über den Battery Park nach Staten Island fuhr. Wir entschieden uns gegen das Besuchen der Freiheitsstatue und der dazugehörenden Insel mit einem Touristenboot, weil wir der Überzeugung waren, dass die Freiheitsstatue von unten gar nicht so spektakulär ist. Dazu kommt die Touristenmasse, auf welche wir beide keine Lust hatten. So fuhren wir mit der Fähre zwei Mal an ihr vorbei, einmal auf der Hinfahrt nach Staten Island, einmal auf der Rückfahrt nach Midtown New York. Angekommen auf der anderen Seite, wo übrigens auch die kostenlose Staten Island Ferry fuhr, welche den Pendlerverkehr sicherstellt, sassen wir auf eine Parkbank und assen unser Picknick. Zum Teil Reste vom Central Park von gestern, zum Teil frisch gekauftes Zeug. Es war warm, über 30 Grad Celsius wieder einmal. Mit dem Blick auf New York und die unzähligen Schiffe, die sich hin und her bewegten. Nach einem kurzen Besuch beim Staten Island September 11th Memorial ging es nach knapp zwei Stunden bereits wieder zurück. Zuerst Fähre, dann Metro, dann Beine. So gelangen wir zurück zum Hotel, wo wir uns für das Abendprogramm bereit machten. Überraschung: Ein Fussballspiel. Im bekannten Yankee Stadium spielen der New York City FC gegen den Orlando City SC. Von Werbebanden umgeben und sehr weit von ausverkauftem Stadion weg. Ich freue mich auf ein volles Stadion in Bern, wo Stimmung auch Stimmung ist. Dieses amerikanische Event-Ding gefällt mir nicht. Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Morgen ist der letzte Tag, bevor wir am Sonntag aus New York abreisen und uns wieder unter die Freunde, Arbeit und Familie mischen werden.

Tag 6
Mit der U-Bahn ging es am letzten Tag zu einem der wichtigsten To-Do’s in New York. Das National September 11 Memorial und Musem. Eine Pflicht für jeden, der diese Stadt besucht. Das prägendste Ereignis der 2000er für New York und ganz Amerika. Ich glaube Menschen in Rezensionen oft nicht, wenn sie schreiben, dass man mindestens 3 oder 4 Stunden für ein bestimmtes Museum rechnen sollte. Ich tat es auch diesmal und wurde eines Besseren belehrt. Vorne weg kann ich sagen, dass man hier gut 2.5-3h braucht, jedoch auch gut 4-5h verbringen kann. Die so fröhliche Reise bis anhin wird für einige Stunden dunkel und traurig. Ich war vier Jahre alt, als Terroristen zwei Flugzeuge entführten und in die Twin Towers steuerten. Und doch sind mir Bilder in den Medien bekannt. Tagesschau-Sendungen mit nur einem Thema. Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich alles mitgekriegt habe, aber ich habe etwas mitgekriegt. Dass das bereits 23 Jahre zurück ist zeigt, wie schnell die Zeit vergeht. Aber zurück zum Museum. Über Originalmauern und demolierten Einsatzfahrzeugen bis zu halb verbrannten Blättern und Trümmerteilen, welche vom Himmel fielen. Bilder und Geschichten von Helden. Helden, die ihr Leben riskierten (und auch opferten), um hunderten Menschen zu helfen und deren Leben zu retten. Es sind traurige Anblicke, traurige Geschichten und traurige Audio- wie auch Filmsequenzen, die im Museum zu sehen sind. Während ich diese Zeilen schreibe läuft es mir kalt den Rücken runter. Gänsehaut am ganzen Körper. Videos und Bilder die verstören, Menschen die aus den brennenden Etagen springen, Familien die auseinanderbrachen, Medienberichte aus aller Welt, Funksprüche von Einsatzleiter, Geschichten über freiwillige Suchtruppen. Alles lange geplant, um mitten ins US-Herz zu treffen und so viele Unschuldige getötet hat. Alles was ich gesehen habe geht mir nahe. Wer mich kennt, weiss, wie emotional ich sein kann. All die herzzerreissenden Fakten und Stories zu lesen und hören machen etwas mit dir. Tausende Gesichter von allen Opfer an den Wänden zu sehen. SMS-Zeilen von Flugbegleiterinnen des entführten Flugzeugs zu lesen. Schmerz und Trauer aller Beteiligten zu spüren. Noch selten hat mich eine Geschichte so sehr interessiert, wie in diesem Museum. Es ist beeindruckend, wie detailliert alles beschrieben und dargestellt werden konnte. Es zeigt einmal mehr, wie Religion und Kriege der Menschheit einen irreparablen Schaden zufügen können.

Nach dem eindrücklichen Museumsbesuch ging es noch an das Mahnmal draussen, bevor es von da aus in die Chinatown ging. Wir wollten mindestens einmal in der Chinatown essen. Als Witz sagte ich noch, dass wir einen guten Chinesen mit einem TV suchen, auf welchem das EM-Achtelfinale Schweiz-Italien läuft. Anhand der Menükarte draussen entschieden wir uns für ein Restaurant. Ich traute meinen Augen kaum, als da tatsächlich das Spiel im chinesischen TV lief. So schauten wir die erste Halbzeit des EM-Sieges der Schweizer in einem chinesischen Restaurant sowie die zweite Halbzeit in einer Sports Bar um die Ecke. Wir wechselten in der Halbzeit die Location, weil die Amerikaner nach dem Essen die Tische gerne wieder weitergeben. Sobald der Teller leer ist, wird die Rechnung auf dem Tisch platziert. Mit den Worten „Whenever you’re ready“, was übersetzt heisst, „sobald du bereit bist“ bedeutet. Dabei ist es aber ziemlich egal, wann du bereit bist. Nach einigen Minuten kommt er mit dem Kartenlesegerät zum Tisch und kassiert ein. Eine ziemlich mühsame Art, Gäste loszuwerden. In den USA ist das jedoch normal. Und dann wollen sie jeweils noch 20% Trinkgeld. Beisst sich etwas, ist aber halt diese Tipping-Kultur. Am Abend besuchte ich dann noch ein Fussballspiel in Harrison (New Jersey). Das Derby zwischen den New York Red Bulls und D.C. United war das mit Abstand stimmungsvollste Spiel in der amerikanischen Liga. Mit diesem Abend endet unser Aufenthalt in New York. Eine Stadt voller Grössenwahnsinn. Eine Stadt die nie schläft und nie zu Ende entdeckt ist. Die Touristenmassen sind aber schon extrem. Oft Wartezeiten an jeglichen Attraktionen. Eine indirekte Reservierungspflicht. Mir persönlich manchmal etwas zu viel. Ich habe von New York aber nichts anderes erwartet. Ich verstehe jedoch jeden, der New York absolut liebt. Es gibt viele Gründe dafür. Je nach Geschmack und Erwartungen.


Abreise / Rückreise
Am Sonntag 30. Juni war es dann soweit. Der Abreisetag ist doch noch gekommen. Nach dem Check-Out und einem Frühstück im Café nebenan fuhren wir mit der U-Bahn zum Flughafen, wo nicht-funktionierende Gepäckbänder den Check-In-Prozess mächtig verlangsamten. Wenn das nur alles gut kommt. Natürlich kam es das nicht. Oder nur bedingt. Der Start des Flugzeugs verzögerte sich aufgrund des manuellen Verladens der Gepäckstücke um mindestens eine Stunde. Da wir laut Ansprache des Piloten guten Rückenwind haben und in Zürich aufgrund der nächtlichen Flugsperre sowieso nicht vor 6 Uhr morgens landen dürfen, würde sich die Verspätung in der Schweiz in Grenzen halten. Da nun aber auch noch ein Gewitter aufkam und der JFK Flughafen einen Startstopp verhängte, zögerte sich der Start weiter hinaus. Bereits über zwei Stunden sassen wir auf unseren Plätzen am Notausgang und noch keinen Meter weit sind wir gekommen. Während bereits unzählige ungeduldige Passagiere ihre Bedenken bezüglich Anschlussflüge kundtun, sitzen wir gemütlich da und spielten gemeinsam Yatzy auf dem Handy. Danach ging es endlich los. Ein sehr ruhiger und angenehmer Flug mit wunderschönem Sonnenaufgang über den Wolken, wenn auch schlussendlich mit 90 Minuten Verspätung. Geschlafen haben wir auf dem Flug beide nicht. 07:30 Ortszeit auf der Uhr. Das wird ein anstrengender Tag. Andere fahren zur Arbeit, wir müde und erschöpft in unsere vier Wände.

Eine unglaublich schöne und intensive Reise endet. Viele Eindrücke, nur schönes Wetter, warme Temperaturen, tolle gmeinsame Erlebnisse, zwei neue Fussballländerpunkte, 428’000 gelaufene Schritte (332 km) und so vieles mehr. Schlussendlich bin ich aber froh, wieder in Europa zu sein. Amerika ist und bleibt ein Land, wo alles grösser sein muss als überall auf der Welt. Selbstverherrlichung an allen Enden. Man kann es lieben oder hassen. Oder wie ich, etwas dazwischen. Alle 5-10 Jahre einmal über den Teich ist ganz okay. Häufiger brauche ich das aber nicht. Zu lange ist die Bucketlist für weitere schöne und spannende Urlaubsziele. Wo geht es als nächstes hin? Keine Ahnung. Werden wir sehen. Mit einem durchaus vermissten Schluck Rivella endet diese Geschichte. Danke fürs Lesen. Jegliches Feedback ist jederzeit herzlich willkommen. Bye.