Von Toronto (Blogbeitrag über Toronto) fuhren wir mit dem Mietwagen zu den Niagarafällen. In rund knapp 2 Stunden erreichten wir unser Hotel, wo wir uns ausnahmsweise eine teurere Kategorie, dafür mit Aussicht auf die Wasserfälle, gebucht hatten. Man lebt ja nur einmal. Während das Wetter auf der Fahrt sehr wechselhaft und neblig war, scheint hier wie gefühlt immer die Sonne. Wann hatte ich jemals so viel Glück mit dem Wetter? Stell dir vor, du bist einmal an den Niagarafällen, es ist alles grau und es regnet. Jeder Ort ist mit Sonne so viel mehr als ohne.

Tag 1
Nachdem wir unser Auto beim Hotelparkplatz geparkt hatten ging es ins benachbarte Restaurant, wo ebenfalls wieder ein EM-Spiel lief. Alle Spiele der Europameisterschaft liefen hier ja um 9:00, 12:00 und 15:00 Ortszeit. Nachdem wir uns den x-ten Burger dieser Reise gönnten, wetteten zwei Kellner miteinander, wer mit seiner Schätzung näher an meiner Körpergrösse ist. Der Einsatz war 1 US-Dollar, der nun die Seite wechselte. Allgemein werde ich oft auf meine Grösse angesprochen. Seit einigen Jahren kenne ich meine Körpergrösse in Feets, weil die Amerikaner ja keine Zentimeter kennen. 6.9″ sind umgerechnet ca. 210 Zentimeter. Die Folgefrage, ob ich Basketball spiele verneine ich immer gekonnt. Zurück zu den Niagarafällen. Eigentlich wäre geplant gewesen, einen Tag auf der kanadischen Seite, den anderen auf der US-Seite zu verbringen. Da wir für den zweiten Tag jedoch ein Abendessen auf dem Skylon Tower mit Sicht auf die Niagarafälle gebucht hatten, entschieden wir uns, beide Tage auf der kanadischen Seite zu verbringen, um nicht unnötig viele Grenzübertritte machen zu müssen. Zu Fuss ging es dann erstmals runter zu den Horshoe Falls. Der wohl bekannteste Wasserfall der Welt. Beeindruckend was da für eine Wassermasse herunterfällt. Kaum zu beschreiben und in Bilder nicht wirklich festzuhalten. Der Touristenandrang ist hier natürlich sehr gross. Es gibt wenige Zeitslots, in welchen du Fotos machen kannst, ohne eine Hand oder ein Bein eines danebenstehenden Touristen im Bild zu haben. Horror dieser Ameisenhaufen. Vorbei am Nikola Tesla Plaza geht es den Niagara River entlang runter. Von da aus konnte man die American Falls sehr gut sehen. Da wir über die Wochen hinweg ein regelrechtes Minigolf-Battle aufgebaut hatten, konnten wir uns die zwei Minigolf-Bahnen im Dinosaur Adventure Golf nicht entgehen lassen. Natürlich endeten auch diese zwei Partien mit einem Sieg für mich. Ich habe mich in einen regelrechten Spielrausch gespielt und ihr keine Chance gelassen 😉 Die Minigolfanlage befindet sich in der bekannten Gegend Clifton Hill, wo unter anderem das Riesenrad steht und diverse Attraktionen ihren Platz haben. Von da aus fuhren wir mit dem Bus flussabwärts zum White Water Park, ein errichteter Gehweg am Wasser unten, welcher in diversen Vorschlägen beim Besuch der Niagarafälle auftaucht. Ca. 15 Dollar kostet der Eintritt pro Person. Eine absolute Abzocke und pure Enttäuschung. Wir hatten die Erwartung, da eine Stunde laufen zu können. Der Steg dem Fluss entlang ging jedoch knapp 10 Minuten hin und 10 Minuten zurück. Man sieht neben dem reissenden Fluss nicht wirklich viel. Ist beeindruckend, aber nie und nimmer 15 Dollar wert. Kann ich also absolut nicht empfehlen. Da gibt es wesentlich schönere Orte, die kostenlos zugänglich sind. Nachdem wir in die absolute Touristenfalle getappt sind, fuhren wir zum Hotel zurück, wo wir endlich unser Hotelzimmer beziehen konnten. Die Aussicht von oben ist grandios. Oder wie man hier sagen würde: „Amaaazing“. Kurz geniessen, bevor wir schon wieder aufbrachen. Mit dem Auto ging es ins 25 Minuten entfernte St. Catharines, wo wir uns ein Basketball der höchsten kanadischen Liga ansahen. Im Meridan Centre trafen die Niagara River Lions auf die Montreal Alliance. Ich finde es immer interessant, andere Sportarten anzusehen, die man sonst nicht so auf dem Radar hat. Und Basketball hat in den USA und Kanada ja einen sehr grossen Stellenwert. Das Heimteam entscheidet das Spiel in wortwörtlich letzter Sekunden mit 97:95 für sich. Ein absoluter Nervenkrimi. Nach Spielschluss hiess es für uns so schnell wie möglich zurück nach Niagara Falls zu kommen. Um 22:00 startete das Feuerwerk über den Niagarafällen, welches im Sommer täglich stattfindet. Um keinen Preis wollten wir das verpassen. Pünktlich, wie Schweizer halt eben sind, stehen wir fünf Minuten vor dem Start unten am Fluss. Wie übrigens mehrere Tausende ebenfalls. Sechs Minuten Genuss und Freude. Arm in Arm den aufsteigenden leuchtenden Raketen zusehen. Das Leben kann so erfüllend sein. Mit dem grossen Schlussfurioso des Feuerwerks und einem tosenden Applaus endet unser erster Tag an den Niagarafällen. Vom Zimmer aus genossen wir noch den leuchtenden Wasserfall, bevor wir zu Bett gingen.

Tag 2
Gibt es eine schönere Sicht, als den Sonnenschein über den Niagarafällen zu sehen, wenn man aufsteht. Ich liess mir im Hotelzimmer einen Kaffee raus, setzte mich auf den Bettrand und genoss die Aussicht. Nebenbei läuft auf dem Fernseher ein EM-Spiel. Was für eine erfüllende Kombination. Kaffee, Fussball und eine Aussicht zum Verlieben. Wir verstauten unser Gepäck im Kofferraum unseres Wagens und liefen dann wieder an den Fluss hinunter. Wir durften den Hotelparkplatz noch bis 16:00 benutzen. Dieses Angebot liessen wir uns nicht entgehen, explodieren die Parkkosten hier doch ziemlich. So buchten wir uns eine Bootstour, welche uns nahe an die Wasserfälle brachte. Die Erwartung und die Realität sind da sehr weit auseinander. Die Erwartung wäre, dass man nahe an die Wasserfälle kommt um einige gute Fotos zu schiessen. Die Realität ist aber, dass man nass wird und mit Brille absolut nichts mehr sehen kann. Zum Glück händigten die Mitarbeiter vor dem Boarding des Schiffs jedem Gast einen Poncho aus. Die Fahrt ging an den American Falls vorbei zu den Horseshoe Falls und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Klassisches Touristending halt. Auf einer Seite cool, auf der anderen Seite unnötig. Danach besuchten wir das gleiche Restaurant wie gestern. Da lief EM und das Essen war gut. Was will man mehr? Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Niagara Glen Trail, ein kostenloser Park, wo man sehr gut wandern kann. Es gibt unterschiedlich lange Trails, die man auch miteinander kombinieren kann. Das ist für mich die bessere Alternative zum White Water Walk. Viele der Wege sind im Schatten, was uns bei der Hitze natürlich entgegenkam. Schön grün und immer wieder Möglichkeiten auf den Niagara River zu blicken. Wir genossen die Ruhe, durch den Wald zu schlendern. Auch wenn mich meine Freundin aufgrund meiner grossen Schritte ab und an etwas bremsen musste. Nach dem letzten Aufstieg war das frische kalte Wasser nach dem Walk die grösste Belohnung. Mit dem Auto ging es dann mit einem kurzen Stopp bei der Floral Clock in das Städtchen Niagara-on-the-Lake. Ein schöner Dorfkern mit ein paar Läden, Cafés und Restaurants. Auf einer Terrasse genossen wir eine Lemonade (unser Lieblingsgetränk in den USA), bevor wir uns auf den Weg zurück nach Niagara Falls machten. Wir haben da um 19:00 einen Tisch am Summit Buffet auf dem Skylon Tower reserviert. Ein 160 Meter hoher Turm mit zwei Restaurant-Teilen und einer 360-Grad-Aussichtsplattform. Bisher hat auf unserer Reise alles super geklappt. Auch das klappte, war aber eine ganz schlechte Erfahrung. Viel zu viele Tische auf engem Raum, ein Gehetze des Servicepersonals, die mehrfach gegen den Tisch liefen. Es war sehr laut und die Niagarafälle konnte man nur so halb sehen. Das Essen war okay. Aber das ganze hektische Verhalten nervte sehr. Der Dining Room ein Stock weiter oben wäre etwas gesitteter und daher ruhiger gewesen. Da gibt es aber nur noch zwei Zeitslots, 16:30 oder 21:00. War uns zu früh und zu spät. Wir füllten unsere Mägen, um möglichst zur Zeit wieder draussen zu sein. Die Tischreservierung ist ohnehin nur für 90 Minuten. Wir genossen im Anschluss noch die Sicht von der Aussichtsplattform oben, bevor wir mit dem Lift nach unten fuhren.

Das war’s von den Niagarafällen. Im Allgemeinen ganz sicher einen Besuch wert. Wenn man zeitlich startet, reicht aber auch ein Tag. Kommt etwas darauf an, wie gemütlich man es haben will. Am Abend ging es dann ohne Probleme über die Grenze in die USA bis nach Tonawanda, wo wir unser Motel bezogen, bevor es dann nach New York (Blogbeitrag zu New York) geht.