Tallinn – Stadt der versteckten Romantik.

Day 1
Von Helsinki (zum Blogbeitrag über Helsinki) gings frühmorgens mit der Fähre Richtung Tallinn. Da die Check-In-Zeit einiges vor der Abfahrt war, musste ich entsprechend früh auf die Beine. Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Nach dem Champions-League-Finale am Vorabend war die Dauer meines Schlafes daher relativ eingeschränkt. Jedoch habe ich ja noch einige Stunden auf der Fähre, um mich optimal zu erholen. Die Fahrt verbrachte ich hauptsächlich damit, Bilder zu bearbeiten. Das Wetter unterdessen trüb, nass und windig. Erst gegen Ende der Fahrt, ging ich auf’s Oberdeck, um doch noch einige Eindrücke zu gewinnen. Der nordische Wind blies mir ordentlich um die Ohren und die Wetterlage lud nicht gerade für Topshots ein. Am Hafen in Tallinn angekommen ging es erstmals in einem kurzen Fussmarsch zum Hostel. Aufgrund der sehr hohen Preise der Hotels zu diesem Zeitpunkt, entschied ich mich, mich in einem Hostel einzuquartieren. Durch meine lädierte Schulter wäre ein Hotel allerdings etwas komfortabler gewesen. Mehr dazu aber später. Die Uhr zeigte unterdessen bereits kurz vor 14 Uhr. Nachdem ich im Hostel mein Zimmer bezogen habe, schlenderte ich erstmals durch die Altstadt Tallinns. Viele meiner Freunde haben von Tallinn geschwärmt, entsprechend hoch waren die Erwartungen. Mein erstes Ziel am heutigen Tag war das Estonian Design House. In einigen Guides im Internet war dies auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Ich erwartete eine ganze Etage mit Designerartikel, bei denen ich mich inspirieren könnte. Falsch gedacht. Es war ein Geschäft mit der Grösse eines Kioskes an einem Bahnhof in der Schweiz mit ein paar designorientierten Produkten. Spannender aber auch kurzer Aufenthalt. Beim Vorbeilaufen kann man gut und gerne einen Zwischenstopp einlegen, aber wegen dem Estonian Design House dorthin zu fahren muss nicht sein. Somit ging es für mich auch wieder zurück Richtung Altstadt, bevor es weiter zur Alexander-Newski-Kathedrale ging. Eine wunderschöne orthodoxe Kirche, welche von Aussen wie Innen atemberaubend aussieht. Ein richtiges Kunstwerk, welches übrigens lediglich durch Spenden erbaut wurde. Gleich daneben befindet sch der Tallinner Dom, bei dem gerade ein Gottesdienst lief. Ich sass mich einge Minuten rein. Was mich bereits zu diesem Zeitpunkt in Tallinn völlig beeindruckte, waren die verschiedenen Farben der einzelnen Häusern. Dieses Bild zieht sich durch die ganze Stadt durch. Es gibt einem das Gefühl, irgendwie zuhause zu sein. Mit einem Umweg über das Hostel ging es am Abend zum Fussballspiel Levadia Tallinn gegen Pajde in die A. Le Coq Arena. Die Spielstätte ist eigentlich das Heimstadion des Stadtrivalen Flora Tallinn. Konnte bisher nicht herausfinden, warum Levadia in diesem spielte. Schönes Stadion bei überschaubarer Stimmung, wie auch Niveau. Das war dann Fussball im 28. Land. Eben mehr als nur eine Leidenschaft. Kaum zurück im Hostel, fragte mich mein schwedischer Zimmergenosse um ein gemeinsames Essen / Bier in der Stadtkneipe, unweit vom Hostel entfernt. Auch er war ein grosser Fussballfan aus Stockholm, welcher gerade nach Tallinn zieht und sich hier eine Wohnung gemietet hat. Das Hostel war lediglich zur Überbrückunsphase. Wir sprachen gut und gerne zwei Stunden über Fussball, Reisen, Arbeit sowie weltweite Themen, ehe wir gegen Mitternacht den Heimweg antraten. Ein weiterer Freund in der weiten Welt draussen.

Day 2
Am Montag ging es für mich etwas weiter ausserhalb von Tallinn zum Fernsehturm. Bevor ich allerdings den Bus von der Stadt raus nahm, deckte ich mich mit einem Picknick ein, welches ich Mittags dann nahe dem Turm in einer ruhigen Ecke essen konnte. Bereits im Bus konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Diese Geschichte kann und will ich euch nicht vorenthalten. In der Stadt stieg im Bus irgendwann eine deutsche Touristin zu. Kurz darauf fragte sie zwei etwas von mir entfernte alten Damen, ob das der Bus zum Botanischen Garten sei. Jedoch nicht in Englisch sondern in frommem bayrischen Dialekt. Diese waren erstmals überfordert, da lettische Frauen grundsätzlich mit der deutschen Sprache nicht vertraut sind. Sie schnappten dennoch das Wort „Botanischer Garten“ auf. Nun folgte bei jeder Haltestelle (noch acht bis zum botanischen Garten) die Frage: „Ist das jetzt die Haltestelle zum Botanischen Garten?“. Durch Gestik und Mimik versuchten sie klar zu machen, dass es nicht diese Haltestelle ist, auch wenn sie die Frage verbal nicht verstanden haben. Mein Schmunzeln kam bei jeder Haltestelle wieder hoch, da das Prinzip der Frau wohlverstanden „German first, nothing second“ hiess. Beim Fernsehturm angekommen, genoss ich erstmals ein Picknick auf der angrenzenden Wiese, bevor ich mich auf den Weg in die Höhe machte. Von der Aussichtsplattform kann man eine tolle Aussicht quer zur Stadt aber auch Richtung Meer oder ins Landesinnere geniessen. Auf dem Weg zurück in die Stadt stieg ich viel früher aus und gönnte mir ein paar Kilometer Spaziergang entlang der Küste. Das Wetter ist prächtig. Zum ersten Mal war es warm, was die letzten Tage durch den Wind etwas auf der Strecke blieb. Die Seepromenade ist richtig schön und absolut weiterzuempfehlen. Ebenfalls etwas ausserhalb befindet sich das Schloss Katharinental. Wow, gigantisch und atemberaubend waren die Worte. Ein schönes und gepflegtes Schloss mit wunderschönem Park. Was mich allerdings fast noch mehr beeindruckte, war das geringe Touristenaufkommen. Das führte dazu, dass ich in Ruhe meine Bilder ohne Personen drauf machen konnte. Ein Segen für jeden Fotografen. Einfach phänomenal. Man könnte mich hier mit meiner Kamera aussetzen und ich wäre ein paar Stunden wunschlos glücklich und beschäftigt. Mein absolutes Highlight der bisherigen Reise. Zum Schluss des Tages besuchte ich noch das Spiel Flora Tallinn U21 gegen JK Kalev Tallinn U21. Diese spielten nicht im geplanten Stadion direkt neben der A. Le Coq Arena, sondern auf einem Platz unmittelbar neben den anderen zwei. Am Abend bearbeitete ich noch diverse Bilder, ehe ich mich Schlafen legte. Somit war morgen bereits Abschiedstag.

Day 3
Der dritte war zudem der letzte Tag in Tallinn, Estland. Nachdem ich beim Hostel ausgescheckt hatte, zog es mich nochmals in die Altstadt. Mein Flug ging ja erst um 20:40. Das Hostel war übrigens nicht restlos überzeugend. Die doch sehr dünnen Matratzen führten zu Verspannungen und etwas Rückenschmerzen. Gerade für meine Schulter war das nicht gerade bequem. Auch das grosse Fenster auf der Sonnenseite war unvorteilhaft, weil um 6 Uhr in der Früh der ganze Raum hell war und somit diverse Leute vorher aufweckte. Nichtsdestotrotz konnte ich den Aufenthalt geniessen. Da ich alles Wichtige bereits gesehen habe, schlenderte ich einfach noch durch die Gassen der Altstadt. Man konnte nie genug kriegen. Eine Stadt voller Pracht und Farbe. So gönnte ich mir den einen oder anderen Kaffee an einer ruhigen Ecke. Ebenfalls stieg ich noch zu einem Aussichtspunkt hoch, von welchem man über die Dächer der Hauptstadt Estlands sehen konnte. Am späteren Nachmittag ging es für mich Richtung Flughafen. Ich wäre lieber mit dem Zug nach Riga gefahren, jedoch sind die Zugverbindungen zwischen den baltischen Staaten nicht wirklich vorhanden. Lediglich das Zugnetz im Landesinneren ist gut organisiert. Eine baltische Verknüpfung per Zug ist jedoch für die nächsten Jahre geplant. So nahm ich den Kurzstreckenflug von Tallinn nach Riga in einem Propellerflugzeug in Angriff. Knappe 40 Minuten Flugzeit oder wie man so schön sagt: Kurz hoch und wieder runter. Bei Sonnenuntergang landete ich am Flughafen Riga und wieder einmal wurde mir bewusst, dass Abendflüge doch einfach die schönsten sind, wenn du siehst wie die Sonne hinter dem Horizont verschwindet.

Fazit
Von Tallinn wurde viel geschwärmt und ich hatte hohe Erwartungen. Berechtigt! Die Stadt ist grandios und einfach nur wunderschön. Ich bin beeindruckt und fasziniert zugleich. Ich lief mehrmals quer durch die Altstadt, weil es einfach schön und einladend war. Jedes Café ihren eigenen Look, jede Gasse ein Gemälde. Kann jedem nur empfehlen einmal im Leben nach Tallinn zu reisen. Du wirst es nicht bereuen. Ich werde wiederkommen. I felt in love with this city ❤

Hier gehts zu Blogbeitrag von Riga.

2 thoughts on “Tallinn – Stadt der versteckten Romantik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert