Edfu & Luxor

Edfu
Während wir in der Nacht von Assuan den Nil nordwärts fuhren, gelangten wir am frühen Morgen nach Edfu. Um 06:30 (also praktisch ausgeschlafen) ging es los. Wir sattelten wortwörtlich um. Mit der Pferdekutsche ging es quer durch Edfu, eine Grossstadt mit etwa 130’000 Einwohnern, zum Horus Tempel, auch Edfu Tempel genannt. Das Pferd galoppierte in zügigen Schritten und schnaubte auf dem Asphalt vor sich hin. Man hatte das Gefühl, dass nächstens das Pferd oder der Wagen zusammenbrechen würde. Stabil sieht anders aus. Nichtsdestotrotz erreichten wir kurze Zeit später den Tempel. Bereits von Weitem konnte man die Mächtigkeit des Monuments spüren. Nach dem Ticketkauf und dem meistens unkompliziertem Eintritt ging es mit dem Guide zum majestätischen Block. All zu viel Zeit hatte ich nicht, fuhr das Kreuzfahrtschiff doch bereits um 08:00 weiter in Richtung Esna und Luxor. Zurück zum Tempel. Er erzählte uns unzählige Geschichten über den Gott hier, dessen Schlacht, sowie die Hintergründe des Tempelbaus. Danach hatten wir Zeit, sich im Innern umzusehen und entsprechende Fotos zu machen. Da ich die Fotos von aussen eher mochte, als die dunkeln Motive im Inneren, entschied ich mich nach kurzer Begutachtung der Wände, mich auf den Weg nach draussen zu machen. Danach ging es auch schon zurück zum Platz, an welchem unsere Pferdekutschen warteten. Diese brachten uns zurück an den Nil. Pünktlich zum Frühstück ging die Fahrt weiter. Danach war der ganze Tag „Tuckern auf dem Nil“ angesagt. Ich verfügte über den ganzen Tag auf dem Schiff. Ich stellte meinen Blogpost über Assuan, Abu Simbel & Kom Ombo fertig und bearbeitete die dazugehörenden Bilder. Just relaxing! Da beim Mittagessen jeweils der Mindestabstand nicht eingehalten werden konnte, entschied ich mich, erst 45 Minuten nach Beginn hinzugehen. Den Nachmittag verbrachte ich in der Kabine, wie auch bei ein paar Tassen Tee auf dem Deck des Schiffes. Bereits kurz nach 16.00 erreichten wir Luxor, unsere resp. meine Enddestination. Dennoch hatte man einen weiteren Tag, um Luxor und die hier anliegenden Tempel zu erkunden. Aufgrund der frühen Tagwache der letzten Tage, ging es auch heute relativ früh ins Bett. Ein letztes Mal schlenderte ich zum überschaubaren (Auswahl wie auch Qualität und Geschmack) Buffet, bevor man die Lichter in der Kabine löschte. Halb neun, die Müdigkeit überwiegte. Ich zog die Decke zu mir und schlief ein.

Luxor
Und wieder einmal startete ein Morgen ziemlich früh. Für eine Heissluftballonfahrt über Luxor hiess es um 04:00: Aufstehen! Früh aufstehen war schon fast Tradition, aber ich wollte ja etwas erleben. Zuerst fuhren wir in einem kleinen Minibus und sammelten die Leute bei ihren Hotels ein. Danach ging es auf ein kleines Motorboot zur Überquerung des Nils, bevor wir wieder mit einem Minibus zum Abflugplatz fuhren. Jederzeit fuhr ein mit Blaulicht ausgestattetes Fahrzeug der Touristenpolizei voraus. Ist es ein Gefühl der Sicherheit oder eher der Unsicherheit? Ich weiss es nicht. Die Arbeiter waren bereits damit beschäftigt, den Heissluftballon mit Luft zu füllen. Es war noch sehr früh und daher immer noch dunkel. Der Sonnenaufgang sollte man von oben sehen können. Wir hebten ab. Normalerweise hätten über 30 Leute im Korb des Ballons Platz. Aufgrund Corona durften jedoch lediglich 50% ausgelastet werden. Während ich mich bei den Tempeln über die wenige Anzahl an Touristen erfreute, wurde mir das hier zum Verhängnis. Normalerweise sollten ca. 50 Heissluftballone gleichzeitig abheben. Was wären das für geniale Bilder aus der Luft. Heute waren es zwei, wobei wir noch in dem Ballon sassen, der massiv schöner ist, während der andere mit Werbung versehen war. Nichtsdestotrotz stiegen wir immer höher. Die Sicht war grandios und wurde immer besser. Auf allen Seiten. Besonders die Felsen in Richtung Wüste inkl. den Tempeln darin waren grandios. Auf der anderen Seite die Stadt Luxor, der Nil und der darüberstehende Sonnenaufgang. Ich genoss es. Wir erreichten eine maximale Höhe von 1000m, was anscheinend nicht selbstverständlich ist. Aufgrund Wind und anderen Verhältnissen seien wir laut Guide Glückspilze. So kann man beim Heissluftballon die Höhe und die Richtung nur bedingt beeinflussen resp. anpassen. Der Wind regelt das meistens für sich. Nachdem wir 45 Minuten volle Aussicht genossen und sicher landeten, ging es mit einem Minibus wieder zurück zum Kreuzfahrtschiff. Wir waren spät dran. Eigentlich wäre geplant gewesen, dass ich noch eine halbe Stunde Zeit auf dem Schiff haben werde, bevor die neue Tour startete. Durch die Verspätung wurde daraus nichts. Ich holte mein Gepäck aus der Kabine und checkte bei der Reception aus ehe es bereits weiterging. Temple Run ist nicht nur ein beliebtes Handyspiel, sondern ebenfalls das Motto für den heutigen Tag. Alles war genau durchgeplant. Die erste Destination war „The Valley Of Kings“, auch bekannt unter dem Tal der Könige. Das Gräberfeld befindet sich in den Felsen der Wüste. Ich war motiviert, doch dann der Schock. Beim zweiten Kontrollstützpunkt, bei welchem jeweils das Ticket gewertet wurde, hiess es, dass keine grossen Kameras erlaubt seien und ich meine Spiegelreflexkamera hier abgeben müsse. Ich war erstaunt und vor allem genervt. Nach einigen Diskussionen mit dem Tourguide, der auch nichts mehr retten konnte, gab ich meine Kamera ab. Ich hatte kein gutes Gefühl. Habe ich nie, wenn ich meine Kamera ausser meiner Sichtweite habe. Ich entfernte die Speicherkarte und übergab die Tasche dem älteren Herrn hinter dem Tresen. Während ich die Speicherkarte in meine Bauchtasche verstaute, gab er mir eine Nummer, mit welcher ich sie beim Verlassen des Geländes wieder abholen konnte. Ich atmete tief durch. Die Fotos konnte ich auch mit dem Mobiltelefon machen. Eigentlich ein Witz. Nach der Besichtigung der Gräber, welche übrigens nicht besonders interessant waren, ging es wieder in Richtung Ausgang. Ich holte meine Kamera ab und setzte meine Speicherkarte erneut ein. Mein Puls sank wieder. Auf dem Weg zum Totentempel der Hatschepsut, machten wir einen Halt bei einer Alabastar-Fabrik. Dort wurden aus dem speziellen Stein, Figuren handgemacht. Nach einer kurzen Führung und einer Live-Präsentation konnte man die entsprechenden Werke in verschiedenen Farben, Gesteinen und Grössen kaufen. Ich entschied mich, diesen Familienbetrieb zu unterstützen und kaufte eine entsprechend kleine Statue für mein Zuhause. Der nächste Tempel auf dem dicht gestalteten Programm, war der Totentempel der Hatschepsut, welcher ich bereits vom Heissluftballon aus sehr gut erkennen konnte. Und wieder einmal war es ein Segen, dass aktuell aufgrund des Coronavirus so wenige Touristen vor Ort waren. Ich war beeindruckt. Der wohl schönste Tempel Ägyptens. Vor 23 Jahren erschossen hier Terroristen über 60 Touristen, davon mehrheitlich Schweizer. Seither besteht die mit vollautomatisch geladenen Waffen ausgestattete Tourismus-Polizei in Ägypten. Damals brach der ägyptische Tourismus aufgrund diesem Attentat ein. Aber zurück zum Tempel. Das Bauwerk ist majestätisch und an Schönheit kaum zu überbieten. Ich hätte stundenlang davorstehen und die leeren Treppenstufen ansehen können. Nach meinem persönlichen Tempelhighlight ging es auf den Weg zu meinen vorläufigen Ägypten-Highlight. Ein Mittagessen bei einer ägyptischen Familie. Auf dem Weg dorthin hielten wir für ein paar Fotos bei den Memnon-Statuen an, bevor wir dann zur Wohnung fuhren. Wir kamen an und wurden bereits unten an der Strasse begrüsst. Es ging ein dunkles und verdrecktes Treppenhaus hoch. Zweiter Stock, die Türe leicht abgenützt. Der Vater der Familie und Besitzer der Wohnung, namentlich Salah, schloss auf und bittete uns rein. Der Duft von traditionellem ägyptischem Essen stieg in die Nase, Kinder rannten durch den Flur und es lief arabisches Fernsehen. Dem Tourguide war es wichtig, dass wir auch das Leben in Ägypten kennenlernen und sehen wie hier gelebt wird. Ich liebe es. Es sind meistens die schönsten Erlebnisse, welche man zurück in die Heimat nimmt. Um es so echt wie möglich zu machen, assen auch wir kauernd auf dem Boden. Aufgetischt wird auf aufgefaltenen Zeitungsseiten, auch wenn ein Tisch vorhanden wäre. Ist hier Tradition. Während die Frau in der kleinen Küche unermüdlich kochte, servierte er uns alles Mögliche. Von Reis über Hähnchen, Salat bis zur ägyptischen Suppe und verschiedenen Brotsorten. Auch wenn ich durch meine langen Beine nicht optimal sitzen konnte, genoss ich das ganze Ambiente und die Realness des ägyptischen Alltags. Mit vollem Magen und einer Menge Dankbarkeit für die Möglichkeit machte man sich auf den Weg zu den Karnak-Tempel, die grösste Tempelanlage Ägyptens. Auch hier gehe ich nicht explizit darauf ein. Ich kann die gewonnen Eindrücke nicht wirklich in schriftlicher Form wiedergeben. Das Gleiche gilt auch für den anschliessend besuchten Luxor Tempel, bei welchem jedoch die Motivation doch schon sehr gelitten hatte. Der Tempel-Run hinterliess Spuren. Auch wenn alle Tempel unterschiedlich sind, andere Götter sie gebaut haben und eine komplett andere Geschichte dahintersteckt, sind es am Schluss doch immer wieder die gleichen Säulen, Tore, Wände, usw. Irgendwann hat man auch genug und genau das war das Stichwort.

Meine gebuchte Tour war zu Ende. So fuhren Sie mich und die amerikanische Familie zum Bahnhof in Luxor. Meine Nachtzugtickets buchte ich bereits im Voraus. Der Tourguide zeigte uns das entsprechende Gleis und den Ort, an welchem unser Wagen halten sollte. Es war 16:45, der Zug fuhr 20:35. Plenty of time? Ja, jedoch wurde uns geraten im Bahnhof zu bleiben. Hier sei man sicher und von der Tourismuspolizei beschützt. Irgendwie ist es doch ein komisches Gefühl, dass man diesen Schutz braucht. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Zeit entsprechend runterzubringen. Wir redeten viel untereinander. Auch eine junge Frau aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war unterdessen eingetroffen. Wir waren auf dem gleichen Schiff, wie auch im gleichen Heissluftballon. Wir tauschten unsere Kontaktdaten aus, bevor der Nachtzug pünktlich einfuhr. Ich buchte eine Einzelkabine, die mich satte 120 USD gekostet hatte. Jedoch stand ein Sitzplatz nicht zur Debatte, ging die Fahrt doch ca. 10 Stunden. Trotz holpriger Fahrt kam man am frühen Morgen mit knapp 10 Minuten Verspätung in Kairo an. Ein guter Wert für 10 Stunden Zugfahrt. Welcome to Cairo!

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