Kangaroo Island

Wieder einmal startete ein Tag früh morgens, für mich eigentlich noch Nacht. 05:30 klingelte mein Wecker, kurz vor sechs schlich ich mich dann aus dem Zimmer. Zwei Tage Kangaroo Island warteten. Viele schwärmten davon, die Wetterprognose für diese Tage mehr als grandios (33° und 31°) und meine Reisekollegin war ebenfalls bereit. Das kann ja nur gut kommen, fängt aber ungewollt aufregend an. Ich vergass nach einem Missverständnis mit ihr mein Frühstückjoghurt im Kühlschrank im Hostel. Da uns aber genug Zeit blieb, nahm ich den Weg zurück zum Hostel nochmal in Angriff. Als wir dann im Tourcar Richtung Fähre-Terminal sassen, stellten wir fest, dass ca. 80% Ü50-Leute sind. Seniorenausflug? Nein danke! Nach einer 1.5h-Fahrt trafen wir dann am Terminal an. Nach Betreten der Fähre genossen wir die Morgenstimmung mit einem Kaffee und unterhielten uns während der 45min-Fähre prächtig. Das Wetter konnte nicht besser sein. Sonnenschein und blauer Himmel. Doch wo blieben nun unsere Senioren? Die waren wir zu unserem Vergnügen los, da sich die Gruppe auf den Kangaroo Island auf die verschiedenen Touren verteilte. Nun waren wir noch sieben Reisende neben dem Tourguide. Im klassischen 20er-Bus mit Anhänger nahmen wir die Insel in Angriff. Die personenbezogene Vielfalt war mit Vertretungen aus England, der Schweiz, den USA und Spanien beschränkt. Von Penneshaw, ein kleines Dorf mit „Hafen“ oder zumindest Anlagestelle für Fähren, ging es dann sieben Kilometer ortauswärts auf eine Farm resp. zu Rob’s Sheepdogs. Er zeigte uns, wie er mit seinen Hunden zusammenarbeitet und erzählte, wie das Leben als Bauer dort ist. Am Schluss seiner „Show“ demonstrierte er das Schären eines Schafes. Es sah teilweise schon fast brutal aus, gehört aber zum Tagesgeschäft. Nach dieser doch eher speziellen Darbietung ging es weiter zum American River. Von dort hatte man einen wunderbaren Ausblick auf das kristallklare und blaue Wasser und den angrenzenden Strand. Nachdem wir das schöne Wetter und den Bilderbuchstrand gesehen haben, fuhren wir zum Seal Bay, eine wilde Robbenkolonie. Eine geführte Tour mit einem Einheimischen zum Strand brachte uns diverse Informationen über Seehunde näher. Man konnte unzählige von ihnen sehen. Alt, jung, im Wasser, an der Sonne liegend, spielend und streitend. Nach diesem doch sehr eindrücklichen Erlebnis, kamen wenig später weitere Erfahrungen dazu. Diesmal aber in der Kategorie Sport & Spass. Sandboarding war angesagt. Mit Brettern (Gemisch aus Snowboard, Skeleton und Surfen) rutschten wir zum Teil mit dem Kopf voraus die Sanddünen runter. Das anschliessende Heraufklettern war meistens das Anstrengendste der ganzen Geschichte. Dennoch ganz amüsant. Leider nur von relativ kurzer Dauer. Die Reise ging weiter der Küste entlang. Mit gefühlten 3kg Sand am ganzen Körper. Zum Glück war die Unterkunft nicht weit entfernt. In der Vivonne Bay Lodge stand dann aber erstmals eine Dusche an. Die restlichen Stunden bis zum Barbecue-Abendessen verbrachten wir am wunderschönen Strand sowie einer Darts-Session. Auch der anschliessende Abend bestand aus Tischtennis, Darts und Billard. Ein toller Abend zu zweit. Ein toller Abend mit zwei Menschen, die beide nicht gut verlieren können 😉 Wir lachten viel und genossen das Leben in vollen Zügen. So wie es eigentlich immer sein sollte.

Die Hälfte der Kangaroo-Island-Tour war bereits Geschichte. Ich konnte bereits jetzt sagen, dass mir diese Insel besser gefiel als Tasmanien. Der Grund dafür ist der Unterschied zu der Schweiz. Während Tasmanien ähnliche Landschaftsbilder wie die Schweiz aufweisen konnte, war hier alles komplett anders. Nach einem gut bestückten Frühstück ging es zum Hanson Bay Wildlife Sanctuary, ein Wildpark, wo wir in erster Linie Koalas sehen konnten. Einige weit oben in der Baumkrone, andere weiter unten und für uns besser sichtbar. Der Spaziergang war äusserst angenehm und interessant. Nach meinem täglichen Morgenkaffee war auch ich endgültig wach. Der Morgen ist kaum ein paar Stunden alt und schon sind die Eindrücke wieder einmal atemberaubend. Der sogenannte Wow-Effekt. Da das Programm doch eher eng geplant war, ging es auch gleich weiter zum Flinders Chase National Park. Dort besichtigten wir die „Remarkable Rocks“, von Natur erstellte Skulpturen/Steingebilde. Diese sind eine Folge der millionen Jahre alten Spaltung der Landesteile in die heute zu sehenden Kontinente. Der Anblick der Steinkonstellation mit dem Meer und dem anliegenden Strand: Wundeschön. Traumhaft. Danach ging es noch kurz zum Admirals Arch. Der Spaziergang mit einem Blick auf eine weitere Robbenkolonie war schön, allerdings nichts, was einen umhaute. Das Wetter machte aber einen grossen Teil wett. Der letzte Stopp war ein Strand an der Norseite der Insel. Somit durchquerten wir die Insel um zu diesem zu gelangen. Der kurze Weg führte durch von beiden Seiten abgegrenzte Steinblöcke, so, dass man schon fast klettern, sich bücken und durchzwängeln musste. Als man dann tunnelartig am Ende des Weges herauskam, blieb einem vor bilderbuchmässigen Ansichten fast die Luft weg. Das war wohl der schönste Strand, den ich in meinem Leben gesehen haben. Weisser Sand, klares Wasser und verschiedene Blautöne. Das Schwimmen dort, ein Traum an welchen man sich gewöhnen könnte. Nach etwas mehr als einer Stunde war aber auch dieser Traum zu Ende. Zeit, um zurück nach Penneshaw zu fahren, wo wir unsere Fähre um 19:30 erreichen mussten. Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang über dem Ozean verabschiedeten wir uns von Kangaroo Island. Das Schönste, was ich auf meiner Reise und wohl in meinem ganzen Leben gesehen habe. Schön, dass ich das mit ihr teilen konnte. Sie machte meine zwei Tage Kangaroo-Island zu denen, die sie waren. Nach den zwei Stunden Carfahrt vom Fähre-Terminal trafen wir etwas nach 23:00 im Hostel ein. Ein langer Tag. Ein sehr langer sogar. Nach einigen administrativen Aufgaben, welche ich vor der Outback-Tour noch erledigen musste, ging ich etwas vor 01:00 ins Bett. Nun blieben mir noch knapp fünf Stunden Schlaf, bevor meine nächste Tour startete. Ein Fehler der Planung. Ein Tag Pause lag aber aufgrund der fixen Tourdaten nicht drin.

Am nächsten Morgen musste ich gegen meinen Willen Abschied von meiner geschätzten und wundervollen Kollegin nehmen. Es fühlte sich wie ein Abschied nach mehreren gemeinsam verbrachten Monaten an, wobei es doch nur einige Tage waren (Insgesamt etwas mehr als eine Woche). Doch das macht doch eine tolle Freundschaft aus. Die Emotionen konnte ich noch zurückhalten, aber es war definitiv der schwerste aller Abschiede. Ich werde sie auf meiner Weiterreise sicherlich vermissen und in der Schweiz wiedersehen. Bis dahin stehen aber noch einige Abenteuer an. Das nächste startete nur wenige Minuten später mit der 6-tägigen Tour von Adelaide nach Alice Springs. Ab in die Wüste!

 

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