Zwei Mzungus in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

Neue Reise, neues Abenteuer. Wenn während der Coronazeit von Urlaub gesprochen wird, fällt einem in erster Linie die Schweiz, sowie das umliegende Ausland ein. Für mich geht es jedoch nach Kenia. Weder umliegendes Ausland noch eine Feriendestination, welche während Corona als beliebtes Reiseziel gilt. Mit negativem PCR-Test und gefühlt 10 ausgefüllten Formularen, sowie einer dicken Mappe Papier ging es am Freitagmittag an den Flufhafen Zürich. Bereits nach 15 Minuten Reiseweg der Schock, Impfausweis vergessen. Da die Impfung für die Einreise keine Rolle spielt und man das Schweizer Covid-Zertifikat dabei hatte, entschied man sich gegen ein Umkehren. Dennoch dumm. Mit Trainerhosen und Gepäck ging es von Bern nach Zürich. Bereits vor dem Check-In mussten wir die abertausenden Dokumente vorlegen und vor lauter QR-Codes sah man den Rest nicht mehr. Schlussendlich beim Check-In-Schalter angekommen, stellte ich die wichtigste Frage eines grossen Menschen: Ist ein Sitzplatz am Notausgang frei? Gegen einen Aufpreis von 85 Schweizer Franken, was selbst mir viel zu viel war, wäre dieser buchbar gewesen. Nach den ganzen Sicherheitschecks und einer kleinen Verpflegung ging es zum Gate, wo wir direkt auf die Zeit unserer Boarding-Gruppe ankamen. Perfektes Timing nennt man das. Der Flug, welchen ich übrigens auf einem Platz am Notausgang mit ausgestreckten Beinen und Netflix genoss, verlief angenehm und ruhig. Um 23 Uhr Ortszeit landeten wir pünktlich in Doha, Katar. Mein Reisebegleiter kannte den Flughafen bereits und steuerte dementsprechend ein bekanntes Restaurant für einen Mitternachtssnack an. Beinahe drei Stunden betrug die Zeit am Hamad International Airport. Um 01.45 ging der Nachtflug nach Nairobi, Hauptstadt von Kenia, welches unsere Zieldestination war. Mühsam und aufwändig füllten wir die Einreiseblätter des Gesundheitsministerium aus. Spoiler: Wir hatten diese auch nach der Einreise noch. Entsprechend lasche Coronamassnahmen erwarteten wir im Land. Fehlanzeige! Sie bemühten sich sehr um die Eindämmung der Pandemie. Fiebermessen und Händedesinfektion bei vielen Restaurants und Läden. In Einkaufszentren stehen Wärmekameras, welche deine Temperatur messen und entscheiden, ob du da jetzt reinkommst oder nicht. Im öffentlichen Bereich trugen 90% eine Maske, 95% von denen korrekt über Nase und Mund. Wie wir später erfuhren ist eine Maske im Freien Pflicht. Es droht eine Busse über 20’000 kenianische Schilling, umgerechnet 180 Schweizer Franken. Alternativ kannst du dem kontrollierenden Polizisten auch 100-200 Schilling ergo einem Schweizer Franken in die Hand drücken und die Geschichte ist gegessen. Dennoch bewundere ich die Disziplin der Bevölkerung. Einzig beim Fussball wurde es grosszügig ignoriert.

Day 1
Mit unserem Safari-Freund ging es vom Flughafen zu unserem Hotel. Für die zwei Nächte vor der Safari gönnten wir uns das Hilton Hotel in der Innenstadt Nairobis. Im zwölften Stock mit einer guten Aussicht lässt es sich leben. Nach einer kurzen Regenerierungspause, war der Nachtflug doch etwas kräftezerrend, entschied man sich im Hotelpool etwas zu schwimmen. Danach gingen wir zu einem afrikanischen Restaurant, von welchem man perfekt über eine grosse Kreuzung blicken und Leute beobachten konnte. Gewürzter Reis mit Poulet stand heute auf dem Tisch. Mit vollem Magen und Vorfreude vor dem ersten Fussballspiel im exotischen Kenia, versuchten wir unser Glück beim Kauf einer kenianischen SIM-Karte. Ganze 20 Minuten liess man uns warten und bestätigte mehrfach, dass alles klappen würde. Nichts hat geklappt, was auch wir erkannten und uns entsprechend nach Erhalt unserer Reisepässe (was für einen Kauf einer SIM-Karte hier erforderlich ist) auf den Weg zum Hotel machten. Von da aus ging es mit einem Bolt-Taxi zum Spiel Kangemi Allstars gegen Liberty Sports Academy. Dritthöchste Liga in Kenia. Fussballländerpunkt 45! Am Ground verkaufte mir einer Ananas-Passionsfrucht-Saft für einen horrend hohen Preis. Eigentlich wollte ich ein Glas, erhielt jedoch die ganze 1.5L-Packung auf den Weg. Dann halt. Im Anschluss wollte man ein weiteres Spiel besuchen, von welchem unser Taxifahrer jedoch abriet, da es sich im Ghetto befand, wo wir sehr aufpassen müssten. Wir verzichteten auf ein unnötiges Risiko und präferierten entsprechend nach dem Abendessen einen weiteren Poolbesuch. Von 22:00 bis 04:00 wurde hier nämlich eine Ausgangssperre verhängt. So blieben uns die nächtlichen Abenteuer erspart ;). Der Tag war lange und anstrengend. Zeit, um Schlaf nachzuholen.

Day 2
Zweiter Tag in der Republik Kenia. Dieser stand im Zeichen des Fussballs. Zwei Spiele waren heute geplant. Bevor wir jedoch zum ersten Spiel (12:00) aufbrachen, organisierten wir uns eine kenianische SIM-Karte. Diesmal in einem richtigen Geschäft (Safaricom) mit qualifizierten Mitarbeiter. Etwas unter zehn Schweizer Franken für Telefonie und Internet. Nachdem das alles reibungslos geklappt hatte, fuhren wir mit dem Taxi nach Ruiru, eine Stadt nordöstlich von Nairobi. Dort fand das Spiel der Zetech Titans gegen die Young Bulls statt. Das Heimteam gewann 3:1. Bemerkenswert war jedoch die Anzahl Zuschauer. 400-500 Zuschauer, die meisten ausserhalb. Die Anzahl der weissen Zuschauer beschränkte sich auf ganze zwei! Ob wir aufgefallen sind? Nein, gar nicht. Sind im Trubel komplett untergegangen. Nachdem wir uns für 100 Kenianische Schilling (ca. 80 Schweizer Rappen) ein Eintrittsticket gelöst haben, erhielten wir einen frisch gesäuberten Gartenstuhl, welchen wir nun irgendwo am Spielfeldrand platzieren konnten. Eine spannende Affiche. Das Interesse der Einheimischen bei unserer Runde um den Platz war gross. Überraschend. Unerwartet. Ironie off. Das Eis kostete übrigens 8 Schweizer Rappen, die Samosas (salziges Gebäck) deren 13. Ein Weltunterschied. Nach dem Spiel war vor dem Spiel. So fuhren wir mit dem Taxi zum zweiten Spiel Kenya Police FC gegen Mwatate United auf dem Ruaraka Sports Club Ground in Nairobi. Die Stadionordner am Eingang nutzten entsprechend ihre Chance, um uns Geld abzuknöpfen. Dunkelhäutige wurden reingelassen, wir mussten draussen bleiben. Ganze 500 Kenianische Schilling wollten sie. Umgedreht, weggelaufen. Keine Sekunde vorbei, hörten wir bereits leicht abdrehend: „okay 200“. Wir zahlten die 200 und betraten das Stadion, welches mit einer kleinen Tribüne ausgestattet war. Danach ging es via Hotel und Pool zum Abendessen. Eine Samosa-Platte als Vorspeise und ein lokaler Burger als Hauptgang. Etwas Abwechslung in der doch sehr reis-, kartoffel- und pouletdominanten Esskultur. Wir geniessen die Zeit hier. Weg vom Alltagsstress. Ich konnte bereits nach zwei Tagen komplett von der Arbeit abschalten, was mir sonst nicht immer nach Wunsch gelingt. Die Distanz macht’s!

Day 3-5 (Safari in Masai Mara)
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Day 6
Nach der gestrigen Ankunft aus der Masai Mara, wurde heute ausgeschlafen. Nach einem erneuten Besuch eines afrikanischen Restaurant (diesmal Ziegengulasch versucht, Note: okay) suchten wir den Masai Market auf, welcher heute jedoch geschlossen hatte. Der Masai Market ist ein offener Markt in der Stadt, der Souvenirs und alles Mögliche anbietet. Nach dem Besichtigen des Torbogens von Nairobi machten wir uns auf den Weg zum Nyayo Nationalstadion, wo heute das Qualifikationsspiel zur WM 2022 in Katar stattfindet. Bereits am Morgen wurde bekannt, dass das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt wird. 7h vor Spielbeginn! Ach haben wir uns genervt. Da angekommen, versuchten wir mit allen Mitteln, die Eingangskontrollen zu überreden uns reinzulassen. Nichts half. So versuchten wir es bei Gate 2 und 3 ebenfalls. Überall wurden wir abgewiesen, ehe wir nochmals bei Gate 2 vorbeischauten. Nach einigen Diskussionen nahm uns ein Soldat des Militärs zur Seite und fragte, ob er uns helfen könne. Wir fragten ihn, ob es einen Weg gibt reinzukommen, worauf er die Preisfrage stellte. Wir boten ihm je 2000 kenianische Schilling an, dafür dass er uns eine Akkreditierung, die es für den Eintritt brauchte, besorgte. Er meinte, wir sollen hier warten. 25 Minuten später kam er mit zwei versteckten VVIP-Akkreditierungen (very very important person) und liess uns bei Gate 3 rein. Über die Hinterseite und den Nebeneingang gelangten wir dann ins Stadioninnere. Der Puls pochte, fielen wir doch mit der weissen Hautfarbe sehr auf. Wir setzten uns neben Andere auf die Tribüne, ehe ein Ordner kam und uns ansprach. Der Puls schnellte in die Höhe. Zu Unrecht. Er wollte nur sagen, dass unsere VVIP-Plätze auf dem Balkon oberhalb sind. Wer gibt sich schon mit VIP-Gästen ab? 😉 Oben angekommen wurde uns bewusst wo wir sassen. Gepolsterte Sitze, kostenlose Getränke und Essen, links von uns Vize-Präsidentin des Verbandes, vor uns der Sportminister und Mittellinienplatz. Ganz gehobene Klasse. Das Spiel beginnt, unser Puls weiterhin auf hohem Kurs. Die Angst, dass ein Offizieller oder Ordner fragte, vo wo wir die Akkreditierungen hätten oder uns vor dem Stadion bereits abgewiesen hätten, war gross. Nichts dergleichen. Alles hat geklappt. Strahlende Gesichter. Es hat tatsächlich funktioniert. Geld war einmal mehr hilfreich. Korruption einmal mehr Alltagseinsatz. Nach dem Spiel bestellten wir ein Taxi, welches aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens für die vier Kilometer über 40 Minuten brauchte. Das Abendessen (Vorspeise + Caesar Salad) bestellten wir via Room Service ins Hotelzimmer. Nach einer Runde Quartett ist aber auch dieser Tag bereits wieder Geschichte. Ein durchaus erfolgreicher und interessanter Tag geht zu Ende.

Day 7
Chill & Covid habe ich mir für heute notiert. Da wir auf eine Reise nach Mombasa ans Meer verzichteten, war heute ein gemütlicher Tag um etwas rumzuhängen und zu geniessen. Da wir für den Eintritt in den Flughafen von Nairobi einen negativen PCR-Test vorlegen müssen, fuhren wir am Morgen zu einem Medical Center, bei welchem wir diesen für umgerechnet 65 Schweizer Franken über uns ergehen liessen. Es ist eine spannende Auslegung. Für den Eintritt in den Flufhafen und damit Ausreise aus Kenia wird ein negativer Test gefordert währenddessen von der Fluggesellschaft oder Zielland keiner verlangt wird. Diese Information findet man im Internet nicht und wurde uns von Jonas, welchen wir im Safari-Camp kennengelernt haben, mitgeteilt. Nichtsdestotrotz war es nun so. Spoiler-Alarm: Beide waren negativ. Auch wenn das Öffnen des Resultates immer zu etwas erhöhtem Puls führte. Was wäre nur, wenn der Test aus Gründen positiv gewesen wäre? Will ich mir nicht vorstellen. Nach einem guten afrikanischen Mittagessen ging es für ein paar Stunden ins Hotelzimmer, bevor wir uns Richtung Kasarani Stadium bewegten. Ehe ich hier weiterfahre, muss ich etwas ausholen. Nach dem Schlusspfiff gestern, fragte ich die Vizepräsidentin des Verbandes, die neben uns sass, um ein Trikot der kenianischen Nationalmannschaft. Sie sprang auf und befahl einigen Herren um sich, sie sollen dem VVIP doch ein Trikot organisieren. Da aufgrund Corona aktuell keine Spielertrikots vergeben werden dürfen, gab sie mir ihre Handynummer. Sie würde eines organisieren und sich am Folgetag (also heute) melden. Das tat sie auch. Sie lud uns ins Kasarani Stadium ein, um mir das Trikot der kenianischen Nationalmannschaft zu übergeben. Mit den Akkreditierungen des Vortags liefen wir wie Promis durch die unzähligen Militär- resp. Sicherheitsposten in den VIP-Bereich, wo uns Doris Petra bereits erwartete. Während wir ankamen, liefen gerade zwei Teams ins Stadion, das übrigens 60’000 Plätze umfasst. Auch wenn es ein Spiel der Frauen Champions League Qualifikation war, entschieden wir uns zu bleiben. Man ist ja nicht immer VIP oder VVIP. Der Gast aus Sansibar verliert das Spiel gegen den kenianischen Vertreter deutlich mit 0:8. In der Halbzeitpause gab es wie immer Getränke und Essen, sowie ein gemeinsames Foto mit Trikot und Vizepräsidentin. Eine tolle Geste und ein weiteres Trikot mit hohem emotionalem Wert in meiner Sammlung. Einmal VIP, immer VIP. Was ein Bändel alles ausmacht, hatten wir doch heute noch die falschen Akkreditierungen mit anderer Spielaufschrift. Niemandem aufgefallen oder niemanden interessiert. Nach dem Spiel ging es mit einem Uber-Taxi zurück in die Stadt. Als wir gegen 20:50 das Hotel nochmals für einen Spaziergang und Abendessen verliessen, bemerkten wir, dass alle Restaurants bereits geschlossen hatten oder kurz davor waren zu schliessen. Da ab 22:00 eine Ausgangssperre herrscht, wurde an dem einen oder anderen Ort bereits früher zugesperrt. So führte unser Weg zurück ins Hotelzimmer, von wo wir uns das Essen ins Zimmer liefern liessen.

Day 8
Da ist er auch schon, der letzte Tag in Kenia. Und die Reise endet, wie sie begonnen hat, nur umgekehrt. Zuerst Fussball und dann zum Flughafen. Heute standen zwei Spiele in Nairobi auf dem Programm. Nachdem wir unser Gepäck abflugbereit verpackten und den Check-Out im Hotel erledigt haben, machten wir uns auf den Weg zum ersten Spiel. 11:00 war Anstoss. Liberty Sports Academy gegen Zetech Titans. Beide Mannschaften haben wir bereits am vergangenen Wochenende gesehen. Das Spiel fand direkt neben der Cambridge School of Nairobi statt. Tony und seine Freunde der Fankurve der Zetech Titans unterhielten uns beim ganzen Spiel und hatten wahrlich Freude an den zwei Mzungus (Weisse in Suaheli). Fotos mit uns machen und Handynummer austauschen gehören da dazu. Das Spiel endete 1:3. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. So ging es mit dem Uber-Taxi zum zweiten Spiel. Ein absoluter Spitzenkampf. Im siebten Spiel in Kenia trafen der Tabellenführer Naivas FC und der Drittplatzierte Equity FC aufeinander. Der bereits aufgestiegene Naivas FC gewinnt das Spiel der Division One League Zone A (dritthöchste Liga) mit 2:0. Auch da kamen wir einmal mehr mit Einheimischen ins Gespräch. Diesmal mit dem Präsidenten des SS Assad FC, der sich aktuell auf Platz 2 der Liga befindet. Er begutachtete das Spiel ebenfalls als Zuschauer, so wie auch das ganze Team des SS Assad FC. Der Staub wirbelte durch die Luft. Ein klassisches Spiel in Afrika. So realitätsnah. Weg von den ganzen geldgesteuerten Ligen. Das ist der wahre Fussball, nicht die Ware Fussball.

Nach dem Spiel ging es zurück ins Stadtzentrum, wo wir noch den traditionellen Masai Market besuchten. Ein öffentlicher Markt, bei welchem traditionelle kenianische Souvenirs und vieles mehr verkauft werden. Als wir den Eingang betraten, änderten sich die Rollen. Wir waren Zebras, umzingelt von Löwen, Geparden und Leoparden. Jeder wollte zeigen, verkaufen und handeln. Ich habe in meinem Leben wohl noch nie so viele Male „Nein“ oder „Danke“ gesagt. Richtig anstrengend. Dennoch liessen wir unsere letzten kenianischen Schilling im Markt. Happy End für alle, auch wenn die Preisverhandlungen manchmal leichter, manchmal schwerer waren.

Danach ging es via Hotel an den Flughafen. Bevor wir mit unserem Taxifahrer das Flughafengelände betreten konnten, mussten Personen durch einen Sicherheitscheck. Alles Gepäck liessen wir im Auto, liefen durch den Body-Screener und stiegen dahinter wieder ins Taxi ein. Wieso? Weiss keiner. Aber auch egal. Um meinen Reisekumpel zu zitieren: „Das O in Afrika steht für Organisation“. Es endet eine wahnsinnig schöne und vor allem eindrückliche Reise. Ein Land voller Freude, Warmherzigkeit und atemberaubender Natur. Eine komplett andere Welt. Eine komplett neue Welt. Eine Welt, in der ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal war. Asante Kenia! Nun steht der Flug via Doha nach Zürich an. Back to Switzerland. Back to normality. Back to work.

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