St. Olav’s Day, Slættaratindur & Sandoy

Während in der Schweiz am 1. August die Korken knallen und der Nationalfeiertag gefeiert wird, ist hier auf den Färöer Inseln am 28. und 29. Juli die Hölle los. Viele Familienmitglieder reisen von Dänemark rüber auf die Insel und feiern den Tag und dee damit verbundene Parlamentseinzug. Diese Tage werden St. Olav’s Eve und St. Olav’s Day genannt. Ich hatte Glück, diese Tage mit einer dänischen Familie zu feiern, die jedes Jahr hier ist. Kultur vor Ort. Aber eins nach dem anderen.

Am St. Olav’s Eve findet gewöhnlich eine Rede in der Hauptstadt Tórshavn statt, ehe alle Sportvereine mit Fahnen und Pferden zum Marsch durch die Innenstadt ansetzen. Nach diesem Marsch, ziehen alle Anwesenden zum Hafen weiter, wo die jährliche Rudermeisterschaft stattfindet, welche wir uns teilweise auch ansahen. Nach diesem Ereignis gehen viele hoch zum Stadion Gundadalur, in welchem das Fussballspiel B36 Tórshavn gegen TB Tvøroyri stattfand. Das Spiel endete 3:0. Der Tabellenletzte von der Insel Suðuroy hatte keine Chance. Nach dem Spiel ging es für uns wieder zurück in die Innenstadt, wo ein bekannter Lammburger bei einem der vielen Essensstände geholt wurde. Der speziell zubereitete Burger ist bei vielen Touristen aufgrund des starken Geschmackes nicht sonderlich beliebt. So auch die Erstaunung, als die Einheimischen hörten, dass ich den sehr mag. Ich musste mir entsprechend Sätze wie folgenden anhören: „Sagst du das nur oder magst du ihn wirklich?“. Man genoss den gemütlichen Abend in einer vertrauten Runde.

Nationaltag vorüber, kannste denken. Am nächsten Tag ging es weiter. Bereits am Mittag wurde ein Gottesdienst abgehalten, welcher auf dem Vorplatz via Grossleinwand ebenfalls gezeigt wurde. Anschliessend liefen alle Beteiligten eine kleine Runde zum Stadtkern, wo dann wiederum Blaskapelle und Chöre auf ihren Einsatz warteten. Nach einem erneuten Spiel im Stadion Gundadalur ging es für uns alle nach dem Abendessen zum grossen Feiern. Es wurde getrunken, gesungen und gefeiert. Wer meint, er könne hier um Mitternacht abzischen irrt sich gewaltig. Heute schon gar nicht. Denn heute fand am Hafen ein Public Viewing statt. Wer jetzt an Fussball denkt, liegt komplett daneben. Olympiafinal im Rudern und das ganze Land ist da. 02:00 Ortszeit. Alle wollten die erste Finalteilnahme eines Ruderers von den Färöer Inseln live miterleben. Er startete gut und liegte zwischenzeitlich um eine Bootslänge vorne. Gänsehaut-Moment. Es wird geschrien, geklatscht und angefeuert, als wären sie alle im Stadion. Emotional ohne Ende. Als würde ein Spieler im Fussball in der Nachspielzeit der Verlängerung alleine aufs Tor rennen. Leider musste er sich am Ende als Vierter geschlagen geben und verpasste die Medaillen knapp. Aber was hier beim Rudern abgeht ist krass. Die Begeisterung und die Freude in den Augen. Nichtsdestotrotz waren am Schluss alle stolz auf diesen Nielsen, von dem ich natürlich noch nie etwas gehört habe. Mein dänischer Freund und Teil seiner Familie nahmen anschliessend um 4 Uhr in der Früh die Fähre zurück nach Dänemark. Bis alle Beteiligten alle verabschiedeten und wir wieder zuhause waren, zeigte meine Uhr bereits nach 3 Uhr an. Eigentlich ja kein Problem, wenn man nur am nächsten Tag ausschlafen könnte. Konnte ich aber nicht. Man wollte früh aufstehen, um die Wanderung auf den höchsten Punkt der Färöer zu machen. So blieb mir noch 4.5h Schlaf. Unterdessen konnte man übrigens bereits den Sonnenaufgang am Himmel bestaunen.

Wanderung Slættaratindur
Mit Augen so gross wie Stecknadeln stammelte ich dem Busfahrer am Busterminal von Tórshavn mein Reiseziel entgegen. Er nennte eine Zahl, ich streckte ihm eine Banknote entgegen. Aufnahmefähig ist anders. Die Strecke, die der Bus jeweils hochfährt, sind jedoch einfach zu schön um schlafen zu können. Ausserdem musste ich in Oyrarbakki umsteigen. Das tat ich dann auch. Da der Ausgangspunkt der Wanderung ein Parkplatz mitten auf der Strecke war, 8km von der nächsten Bushaltestelle entfernt, fragte ich den Busfahrer, ob er mich nicht einfach da rauslassen könne. Er nickte und sagte, dass das absolut kein Problem sei. So liess er mich da raus, quatschte noch eine Minute mit mir, ehe er seine Busfahrt vom Parkplatz wieder aufnahm. Ein Fall für die Rubrik „Dinge die du nur auf den Färöern erlebst“. Würde ich das Gleiche in der Schweiz fragen, würde er mich besorgniserregend ansehen und fragen, ob ich sonst noch Wünsche hätte.

Während in Tórshavn blauer Himmel zu sehen war, konnte ich hier nur Nebel erblicken. Ich lief also los, ohne zu wissen wie es oben aussieht. Von blauer Himmel und super Aussicht bis Nebel und gar keine Sicht könnte alles eintreffen. Die ersten 30 Minuten sah ich genau 2-3 Meter weit. Von Nebel geplagte Sicht. Je weiter hoch ich gekommen bin, desto heller wurde es. Immer ein gutes Zeichen, wenn die Sonne durchdrücken kann. Und so war es, wie es sein sollte. Am Gipfel (880m ü. M.) war mehrheitlich blauer Himmel und ziemlich warm, wenn auch je nach Bergseite sehr windig. Die Aussicht auf das Nebelmeer ist grandios. Ich packte mein Picknick aus und genoss beinahe 2 Stunden auf dem Gipfel. Danach ging ich durch den Nebel wieder zum Parkplatz. Von da aus lief ich die 8 Kilometer zum nächsten Dorf (Eiði), von wo auch der Bus dann wieder zurück fuhr. Da ich genügend Zeit hatte, verzichtete ich auf die Möglichkeit per Anhalter zum Ziel zu kommen. Ich kam nach Hause, ging duschen und fiel totmüde ins Bett.

Insel Sandoy
Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer. Nächster Tag, nächste Geschichten. Heute ging es mit den drei Jungs auf die Insel nach Sandoy. Sie holten mich in Tórshavn ab, bevor es mit dem Auto direkt nach Gamlarætt ging, wo die Fähre nach Skopun fuhr. Die Überfahrt dauert eine Dreiviertelstunde. Da wir auf der Insel wohl ausnahmslos jede Strasse und jedes Dorf abgefahren haben, verzichte ich hier auf eine detaillierte Routenbeschreibung. Stundenlang erkundeten wir die Insel, füllten unsere Speicherkarten und genossen einmal mehr das ordentliche Wetter. Am Nachmittag ging es dann noch zum Spiel B71 Sandoy gegen Víkingur Gøta II (2. Liga). Dieses Spiel wird mir noch länger in guter Erinnerung bleiben. War es ein gutes Spiel? Naja. Ist der Ground so aussergewöhnlich? Naja. Jedoch wurden wir hier vom Präsidenten des Vereins angesprochen und gefragt, von wir denn seien und warum wir ausgerechnet ihr Spiel anschauen. Nach einigen Erklärungen und Diskussionen verstand er unsere Absichten. Als ich ihn nach längerem Austausch fragte, ob sie allenfalls ein Trikot zu viel hätten, welches ich in meine Fussballshirtsammlung aufnehmen könnte, bejahte er das. Er hatte so Freude, dass wir kamen. So organisierte er mir ein Shirt und übergab es mit voller Stolz. Es sei eines von einem der besten Spieler die jemals hier gespielt hätten. Er möchte mir das aber schenken. Seine Augen funkelten. Meine Augen funkelten. Die Geste ist grandios und ich werde durch das Trikot noch lange mit dem Verein verbunden bleiben. Nach dem Spiel bedankte ich mich und wir nahmen die Fähre zurück nach Tórshavn, wo wir jedoch für ein Fussballspiel nochmals nach Skáli hochfuhren. Das Leben kann so schön sein. Die letzten Tage waren für mich sehr erholsam und vor allem sehr zufrieden. Eine Grundzufriedenheit die einfach Laune macht. Könnte mich daran gewöhnen…

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